Part 12 – Ernte des Gesäten
Einst war der Herbst die Zeit der Fülle und des Lohnes für harte Arbeit. Nun durfte gefeiert werden, ohne Selbstgefälligkeit, einfach aus Dankbarkeit heraus. Daher kommen ja auch Erntedankfeste, das Thanksgiving und andere, ähnliche, Feiern. Doch diese Zeit geht auch einmal vorüber und macht Platz für den harten Winter.
Schenke deiner Figur einen Aspekt oder Zeitraum, in dem er/sie/es etwas feiern darf. Vielleicht ist es ein Geschenk für eine bestandene Abschlussprüfung oder eine Prämie für einen hart erarbeiteten Geschäftsdeal.
Gibt sich die Figur damit zufrieden, das Erreichte zu genießen, oder strebt er/sie/es nach mehr?
Setzen wir uns mit dem Wort „Ernte“ genauer auseinander, dann wird klar, Ernte ist nichts, das so einfach geschenkt wird. Es ist, bei genauer Betrachtung, harte Arbeit das Korn einzufahren, die Früchte zu ernten und alles auf den richtigen Platz für die kommenden, mageren Zeiten zu legen. Was übersehen wird, kann verrotten.
Nehmen wir an, deine Figur arbeitet als Missionar/in um Menschen in anderen Ländern zu helfen. Er/sie/es baut ein Kinderdorf auf, weil die Menschen ihre Kinder nicht mehr unterstützen können. Es ist geschafft, das Dorf steht und die Kinder haben ein Zuhause und eine Möglichkeit zu lernen und ausreichend Essen zu bekommen. Hier ist der Grund zu feiern. Die erste Saat ist ausgesät und die erste Ernte eingefahren.
Doch ausruhen kann diese Figur nicht, denn nun geht es daran, die Kinder auch weiter versorgen zu können. Hier könnte die nächste Arbeit darin bestehen, Pateneltern für die Kinder zu finden, die monatlich Geld überweisen, um einem Kind Hilfe für einen Start in ein neues Leben zu geben.
Was soll der Charakter nun erkennen?
Ein Ziel zu erreichen sollte kein Argument dafür sein, um nun die Hände in den Schoß zu legen. Das Leben besteht aus vielen Zwischenschritten, diese Ernte ist nur eine von vielen im Leben der Figur. Es werden weitere, größere, anstrengendere Ernten folgen.
Problemstellung:
Genügt deiner Figur das Erreichte oder will er/sie/es mehr? Sieht der Charakter ein ferneres Ziel, wird ihm/ihr/es klar, dass Ruhe fehl am Platz ist. Die Fragestellung ist nun, welches Saatgut soll gesät, welche „Keimlinge“ gepflanzt werden, um das nächste Ziel zu erreichen?
Was ist die Lösung?
Gib deiner Figur eine Aufgabe und unterteile diese in kleinere Zwischenstufen. So kann von einer Ernte zur nächsten „gearbeitet“ werden, von einem Step zum nächsten. Jede Ernte ist größer und kostet mehr Kraft als die vorherige, aber die Belohnung ist dann auch eine weit größere als die vorherige.
Eine Ernte, wie sie hier gemeint ist, ist ein Wendepunkt des Lebens, in der die Figur die eigenen Ziele überdenken kann und das Lebensziel vielleicht auch neu ausrichten möchte.
Für welche Art Geschichten könnte diese Suche sich gut eignen?
- Figuren, die etwas Großes erreichen und/oder aufbauen wollen
- Figuren, die etwas Bestimmtes zu erreichen suchen (ein Amt, einen Lehrabschluss, …)
- Geschichten vom Werden und Verblühen
- Geschichten über Familien über mehrere Generationen hinweg
Beispiele:
Welche Charaktere fallen dir ein, die einen solchen Weg bereits hinter sich haben oder in einer Geschichte damit feststecken?
Fragestellung:
Schafft deine Figur es, die Ernte dessen, was sie ausgesät hat einzusammeln und sich der Früchte zu erfreuen? Ist er/sie/es bereit für den nächsten Zyklus? Welche Ernte bekommt sie und wohin geht es für den Charakter als nächstes?