Die Wege des Lebens verbergen sich …
aber sind sie nicht oft so süß wie die Früchte der Natur?
Wenn wir reisen, wohin reisen wir und was erleben wir?
Kennst du die Serie „Dr. Who“? Nach dem Hintergrund des Denkens in der gallifreyischen Kultur besteht die eigene Lebenslinie darin, ein paar Fixpunkte zu haben, um die keiner herumkommt. ABER wie dieser Charakter zum jeweiligen Fixpunkt gelangt, das kann sehr unterschiedlich sein.
Ein Charakter aus Gallifrey, ein sogenannter Time-Lord, wird also in der Zeit seiner Existenz immer wieder etwas haben, um das er/sie nicht herumkommt. Die Zeit dazwischen jedoch – hier kann er/sie sich frei entfalten und verschieden agieren. Er/sie ist also frei darin sich zu entwickeln, und seinen Weg wie Rotkäppchen immer mal wieder verlassen. Schlussendlich jedoch ist er/sie dann in Großmutters Hütte.
Manche sehen es in ihrem eigenen Denken genauso oder zumindest sehr ähnlich. Diese Punkte sind nichts anderes als bestimmte Ereignisse oder Erfahrungen, die eine Persönlichkeit zu machen hat, bevor er/sie den nächsten Schritt im Leben unternehmen kann. Wobei dieser Fixpunkt im übertragenen Sinn auch einfach nur „Buuummm – Bombe“ heißen könnte.
Nehmen wir den Faden vom letzten Beitrag auf und spinnen ihn weiter.
Wir haben nun den jeweiligen Schicksalsfaden verschiedener Figuren, als Ganzes miteinander verwoben. Vielleicht zeichnet sich auch schon ein hübsches Wandgemälde ab oder ein gelungenes Kreidemuster auf dem Steinboden unter unseren Füßen oder es sieht ganz anders aus.
Da es hier um unsere Hauptfigur geht, ist sein/ihr Faden in Grün, die anderen sind in Grau. Stell dir vor, wie sich der grüne Faden durch das Gewirr an anderen Fäden windet. Vereinzelt hast du goldene Glasperlen im Fadenspiel. Diese Perlen sind nichts anderes, als die zuvor angesprochenen Fixpunkte.
Wie aber kannst du das nutzen, um einer Figur Leben einzuhauchen? Dazu nimmst du den Schicksalsfaden einer Figur und siehst ihn dir genau an. Wer sagt, dass es immer linear zugehen muss? Du kannst auch einen Punkt in die Mitte des Lebensfadens legen und von dort aus starten. Nehmen wir hier wieder das Beispiel meiner Wikingergeschichte. Dort findest du den weiblichen Gegenpart zum Hauptcharakter. Den „zentralen“ Punkt in der Geschichte stellt das Treffen der beiden Figuren dar, die eigentlich niemals zusammenkommen würden. Bedenken wir einmal, wie weit die Entfernung zwischen dem hohen Norden und dem Herzen Afrikas ist und wie lange eine Reise mit früheren Mitteln gewesen sein mochte.
Und doch steht sie irgendwann als junge Frau, mit ihrer goldbraunen Haut und den dunklen Augen auf dem Marktplatz eines Dorfes im hohen Norden. Davon ausgehend stellt sich die Frage, wie kommt sie dahin?
Hier bietet sich an Schritt für Schritt zurückzugehen. Sie hat eine lange Reise hinter sich (sonst wäre sie nicht hier). Also ist die erste Perle der Beginn der Reise. Um es spannender zu machen und etwas märchenhaften Touch einfließen zu lassen, nehmen wir hier noch die göttlichen Elemente dazu. Als Kind träumte sie von späteren Zeiten, von ihm, als erwachsenen Mann. Damit startet die ganze Sache und wir haben eine Möglichkeit auch etwas Märchenhaftes einfließen zu lassen. Das sind die zwei Glasperlen ihres Lebens davor.
Wie füllen wir den Raum zwischen den Fixpuntkten des Schicksalsfaden aus?
Gibt es in ihrer Familie besondere Fähigkeiten oder ist sie „auserwählt“ von den Göttern? Vielleicht kann sie im Traum in die Zukunft sehen und sieht hinter dem Mann Schneeflocken? In ihrem Umfeld bisher gibt es keinen Schnee, was also sieht sie?
Zwischen ihrem Traum und dem Beginn der Reise kann auch viel geschehen. Ihr Dorf könnte überfallen worden sein, sie könnte verheiratet sein (was sie nicht ist), vielleicht hört sie einen bestimmten Ruf in ihrem Herzen und macht sich selbst auf den Weg.
Vom Beginn der Reise bis zum Marktplatz kann auch viel geschehen sein. Sie sollte dort verkauft werden – oder vielleicht ist sie selbst Händlerin geworden? Ist sie als Sklavin nach oben gebracht worden? Wie kam sie in die Hände der Händler?
Bereits zwischen diesen Glasperlen gibt es viele Möglichkeiten, wie sich die Dinge entwickeln können.
Einfacher ist es hier beispielsweise, wenn die Figur, über die schreibst, keine Fiktion ist, sondern es sich beispielsweise um eine Biographie handelt. Hier hast du bereits einen vorhandenen „Schicksalsfaden / Lebensfaden“, der sich mit anderen längst verwoben hat und Teil eines vollständigen Konstruktes ist. Dabei kann es sich um die Biographie eines Anverwandten handeln (beispielsweise das Leben von Großmutter zu Zeiten der 40er Jahre oder es kann eine historische Persönlichkeit wie Hildegard von Bingen oder Zwingli sein).
Freier bist du, wenn du eine Figur aus dem „Nichts“ erschaffst. Wobei das auch so eine Sache für sich ist. Wenn du einmal „die unendliche Geschichte“ gelesen hast, dann erinnerst du dich sicher, wie Bastian aus dem Nichts, ein völlig neues Phantasien erstehen lässt. Er kreiert und erschafft es völlig neu und doch wird nichts so, wie er es anfangs glaubt. Und auch, wenn es als Kinderbuch „beworben“ wurde, so ist es doch viel mehr als das, es regt zum Nachdenken an und lässt einen selbst nach all den Jahren (ich bin Jahrgang 1977 😉 ) mit einer leichten Gänsehaut zurück. Je älter wir werden, umso mehr Geheimnisse lassen sich in dieser Geschichte entdecken.
Weißt du eigentlich, warum ich all das hier schreibe?
In all der Zeit, wo ich den Blog führe, ist immer mehr zu sehen, dass es so viele da draußen gibt, die vor einem leeren Blatt sitzen und nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Im Kopf ist eine Geschichte, eine Idee und sie will raus. Ich fühle, dass ich helfen will, genau diesen Geschichten ein Leben zu geben. Also, ran an die Schreibfeder oder die Tastatur, du kriegst das hin! – Versprochen 🙂
Es ist häufig nur das Handwerkszeug, das fehlen mag – nicht mehr – nicht weniger. Und wenn dich die Kreativität im Moment zu meiden scheint, sie ist einfach nur ein Schmetterling, der mal davonflattert und sich dann auf dein Knie setzt und dich ansieht.
Kommen wir aber zurück zum ursprünglichen Kernpunkt der Sache.
In jeder Geschichte gibt es einen roten Faden / Schicksalsfaden / Lebensfaden von mindestens einem Charakter. Der Aufbau eines solchen Fadens ergibt aus verschiedenen Gründen heraus einen Sinn und dazu möchte ich in die Kunst abschweifen. Soweit ich weiß (und wer es besser weiß, bitte korrigiere mich 🙂 ) haben Maler einst für die Gemälde in der freien Natur ein Rechteck aus Holz genutzt. Dazwischen waren Fäden gespannt und anhand dieser Fäden ließ sich ein ganzes Gemälde leichter aufbrechen. Sie teilten ein großes Ganzes in verschiedene, kleinere Zonen.
Mit deiner Figur machst du genau das Gleiche. Du nimmst ihren Schicksalsfaden und zerteilst ihn in kleinere Portionen. Dadurch hast du die Möglichkeit dich nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren zu müssen, sondern Stück für Stück abarbeiten zu können.
Nehmen wir wieder die Wikingergeschichte. Bereits zwischen den goldenen „Glasperlen“ kannst du zwischen zwei (und sicher noch mehreren) Versionen wählen, wie du hier siehst:
Und genauso kannst du in jeder anderen Version, deine ganze Geschichte auf kleinere Brocken herunterbrechen. Diese Methode liegt sicher nicht jedem, ABER sie ist eine gute Sache, wenn du mit dem ganzen Schreiben erst beginnst – und sie ist auch hilfreich, wenn du einfach mal nicht mehr weiter weißt. Stehst du vor einer Schreibblockade, ist es eine gute Möglichkeit, um einfach neue und andere Möglichkeiten auszuloten.
Wie siehst du die Sache mit dem Schicksalsfaden? Nutzt du sie selbst? (Und achja, ich wage mich ja wirklich an diese Wikingergeschichte – anhand dieses Beispiels siehst du übrigens auch, wie ich vorgehe, um einen Roman zu verfassen, es war bei meinem Erstling „Wenn Krähen lieben….“ meine Wahl um den Text zu erfassen. Dass sich dann Mortimer einfach so dazwischen schob und mitmischen wollte – er war mir sehr willkommen, weil er einfach genau den märchenhaften Touch schenkte, den ich brauchte um zu erkennen, was ich in Zukunft schreiben will und wohin meine Schreibfeder mich führt.
Manchmal können wir noch so viel planen, wie wir wollen, es spielt keine Rolle, denn die Fäden beginnen sich manchmal zu verwirren, zu verdrehen und schlussendlich taucht ein ganz neuer Faden auf, den wir zuvor nicht gesehen haben, der aber immer schon da war.
Lass dich in dem Fall nicht verwirren, sondern greif zu. Betrachte den neuen Faden ob er zu deiner Geschichte passt oder nicht. Manchmal passen sie nicht, dann nimm eine geistige Schere und schneide den Faden durch. Solange er nicht zu einem der Fixpunkte gehört, kannst du ihn einbinden, musst es aber nicht. Hast du den Eindruck, er ist sinnvoll für den Verlauf der Geschichte, dann erhöhe ihn und schreib über ihn.
Beginne anfangs mit ganz dieser goldenen Glasperlen. Nutze die Macht der Fixpunkte sehr sorgfältig, denn du wirst merken, dass sich eine Geschichte im Laufe der Zeit verändert. Hast du Zwischenpunkte, die dir sehr wichtig erscheinen, dann mach sie ruhig zu zusätzlichen Fixpunkten. Lass dir aber auch genug Freiraum.
Bedenke, du willst die Leser unterhalten.
Natürlich kannst du eine Geschichte schreiben, die keiner versteht, oder die strukturell eine Katastrophe sind – ABER auch solche sind wichtig in der Literatur zu haben. Der durchschnittliche Leser jedoch zieht einfachere Kost vor, mit einfacheren Worten und einer nachvollziehbaren Handlung. Dabei kann die Art der Geschichte durchaus komplex sein. Um sie für den Leser als lesenswert zu erschaffen, ist es wichtig, die Geschichte auch „leserfreundlich“ zu schreiben.
Hier kannst du dich durchaus an den durchschnittlichen Krimis orientieren. Es gibt einen Fall, etwas ist passiert und am Ende gibt es die Lösung. Wie du dahin kommst – ist ein anderes Thema 😉
Mit Hilfe eines solchen Schicksalsfadens tust du dir leichter, um dem Leser genau das zu geben, was er/sie haben will – etwas „leserfreundliches“, mit „Magie zwischen den Zeilen“ und vor allem, dass die Chance besteht, dass er/sie auch bis zur letzten Seite weiterliest. Doch Vorsicht – es kommt nämlich auch aufs Fleisch an und nicht nur auf das Skelett.
Denn was ist der Schicksalsfaden anderes als das Skelett und somit die pure Grundstruktur?
Wie siehst du das?
Eine schöne Arbeitsweise – das Weben Deines „Schicksalsfadens“! Ich habe über etliche Methoden des Plottens gelesen und verschiedene Strukturen dabei kennengelernt. Doch je mehr ich las, ich desto verwirrter wurde ich, bis ich mir die Freiheit der Anpassung erlaubte.
Es mag jeder für sich anders definieren, aber für mich steht im Zentrum zumeist eine ganz bestimmte, aber noch unscharfe, vage umrissene Story (in meinem Fall die klassische Heldenreise). Sie wird natürlich hauptsächlich getragen von einem ebenso bestimmten Charakter und, idealerweise, seinem Gegenspieler, die auch schon recht früh existieren. Allen relevanten Figuren „verpasse“ ich eine passende Vita (auch wenn ich nicht jedes Detail später tatsächlich verwende), die zunehmend Fleisch ansetzt, damit ich mich nicht in spätere Widersprüche verstricke. Den groben Handlungsabriss verfeinere ich immer weiter (weitere Charaktere, Hindernisse, Twists, Spannungsbögen etc.), bis ich die Gestalt der Geschichte schärfer erkennbar vor mir sehe. Jetzt ist immer noch Zeit für Änderungen oder plötzliche Eingebungen.
Die Dialogarbeit (wahrscheinlich kreischt jeder Profi-Autor jetzt entsetzt auf) entwickle ich erst recht spät, Kurzgeschichten ausgenommen, weil ich mich erst dann in die Situationen meiner Leutchen richtig einfühlen kann. Alle weiteren Durchgänge gehören der weiteren Verfeinerung, Logikfehlervermeidung und stilistische „Polierarbeit“. (Womöglich bin ich eher der Typ Bildhauerin, als die kunstvolle Schicksalsweberin.)
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das aufkreischen hatte ich jetzt so richtig bildlich vor Augen – herrlich dieses Bild 🙂
Du hast absolut recht, jeder nutzt Werkzeuge etwas anders. Mein Weg muss nicht zwangsläufig ident mit dem von anderen sein – umgekehrt ist auch nicht jeder Weg für mich geeignet. Es ist immer interessant, wie andere arbeiten – im Endeffekt entscheidet schlussendlich das Ergebnis.
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Noch nie hab ich mich an einem Roman versucht und werde es wohl auch nicht. Und wenn ich einen Roman schreiben sollte, dann müsste der Stationen meines eigenen Lebens verarbeiten. Das wäre mir der einzige Antrieb zu diesem großen Unterfangen.
Ne Menge an Poetiken hab ich gelesen, die sich mit dem Handwerk des Schreibens befassen, aber so eine Sichtweise noch nie gefunden. Ich bewundere dich nicht nur für deine Werke, die ich leider nicht kenne, aber so lang an einem Text dranbleiben, das erfordert in meinen Augen schon eine Menge an Selbstdisziplin und Konzentration: Man muss ja immer das das Einzelne und das Gesamte im Auge behalten.
Deine Poetik für Anfänger finde ich ausgesprochen gut und auch die Tatsache, wie du Nachwuchsautoren Mut schenkst. „Dr. Who“ ist Kult und ich liebe ihn, auch wenn er sich mal verjüngt hat. Doch ich weiß nicht, ob die jüngere Generatiion Tardis (Time And Relative Dimensions) überhaupt kennt, aber ein guter Einstieg in deinen hervorragenden Ratgebertext für angehende Schriftsteller.
Mir gefällt deine Theorie sehr gut, aber sie stellt nur einen Weg der Planung dar. Viele Wege führen nach Rom. Ich kenn Schriftsteller, die schreiben ohne Plan einfach drauflos und kommen trotzdem an, weil man die besten Ideen beim Schreiben selbst entwickelt.
So findet jeder sein System. Wichtig ist nur: Anfangen zu schreiben und dazu ermutigst du.
Lieben Gruß,
Sven 🙂
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wow – so viele tolle und liebe Worte 🙂
Du sprichst den Kern an und siehst, was ich mit dem Blog erreichen will 🙂
hm, ich weiß gar nicht mal, wie viele Möglichkeiten es wirklich gibt, Geschichten zu schreiben – das Wichtigste ist einfach nur, die eigene Version zu finden, die zu einem tatsächlich passt. Und diese fühlt sich bei und für mich einfach richtig an.
Dr. Who …
Darf ich dich mal fragen, wer dir der liebste war/ist?
Ich mag den 8. echt gern – vor allem seine Begleiterin Ace ist ein Knaller … inzwischen sind wir ja glaub ich bei Nr. 13. Die Serie wird seit Jahren wieder gedreht – nur die Entwicklung ist (sagen wir mal nett) – sehr speziell. Wenn es dich interessiert – guck dir mal den Film hier an:
Ein Abenteuer in Raum und Zeit (Originaltitel: An Adventure in Space and Time)
Darin geht es um die Entstehungsgeschichte des Dr. Who – könnte dir gefallen.
„Anfangen zu schreiben und dazu ermutigst du.“
mein Kommentar dazu:
Worte wie deine sagen, der Weg ist der richtige 🙂
Vielen Dank, Sven. 🙂
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Ich mach mir nie Gedanken, wer oder was das Liebste war. Manchmal schau ich am Sonntag in der Früh „A-Team“ und davor X-Factor, wo man mitraten kann: „Wahr oder falsch?“, aber da könnt ich dir auch nicht sagen, was meine Favoriten sind.
Manche haben ne CD und hören doch nur ein Lied in Dauerschleife. Das tu ich nie: Für mich ist eine CD ein Gesamtkunstwerk, wo alles zusammen gehört und so hör ich auch meistens die ganze CD, weil die besseren Lieder ja die schlechteren ausgleichen. Und so gehören also auch alle Dr. Who irgendwie zusammen. Und die Nummern von Serien hab ich mir noch nie gemerkt, Ich schau Dr. Who gelegentlich in Wiederholung bei einem Fernsehsender, glaub das Programm heißt: „One“. Bin mir nicht ganz sicher, weil ich auch mehrere Dinge gleichzeitig mache. Mit einem Ohr im Fernseh, mit dem anderen in einem Telefongespräch usw. usw.
Dank nehm ich gerne an, doch ich hab nur spontan geschrieben, was ich denke 🙂
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hej – spontan geschriebenes ist das, was das Herz dir sagt … so wie ich meine Blogbeiträge schreibe …
irre – also ich kenn keine einzige Frau, die Multitasking kann (mich eingeschlossen) – nur Männer … *GG* …. sollte einem das was sagen? 🙂
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