Gefangen im Wyrd – findest du, was du suchst oder ziehst du den allgemeineren „Tand“ vor?

Wo du wegwillst, wenn du älter wirst und zurückwillst, wenn du alt bist, das ist „Heimat“.
Deutsches Sprichwort

Nicht wo du die Bäume kennst,
wo die Bäume dich kennen, ist deine Heimat.
Aus Sibirien

Wer seine Heimat verflucht, verzichtet auf seine Familie.
Pierre Corneille


Sing, Vogel, sing …
Du ziehst von Nord nach Süd und kehrst zurück, wenn es wärmer wird. Immer wirst du dein Zuhause wiederfinden. Du weißt, wo dein Herz ruht, du weißt, wo deine Heimat ist, auch, wenn du unterwegs bist.
Was findest du auf deinen Reisen? Erzähl mir davon, wie einst Nils Holgerson, als er mit Martin davonflog 🙂


Verfolgst du den „Eurovision Song Contest“ – immerhin war der scheinbar gestern Nacht.
Oh, es gibt darin oft genug wundervolle Lieder mit schönen Grundaussagen und teilweise Überraschungseffekte wie damals mit „Lordi“. Seit großteils nur noch auf Englisch gesungen wird, fehlt jedoch ein ganz essentieller Aspekt, warum der Contest überhaupt ins Leben gerufen wurde.

Eines meiner absoluten Lieblingslieder ist „Husavik“, du findest diesen Song ganz leicht auf Youtube, wenn ich mal wieder etwas Sentimentalität brauche.
(Manchmal findest du ihn in meinen Whatsapp-Statusmeldungen … falls du möchtest, kontaktier mich dort: 0043 650/796 30 81). „Husavik“ stammt aus dem Film „The Story of Fire Saga“.

Die Grundaussage des Liedes:
Du wolltest die große, weite Welt, hattest Sehnsucht nach den Lichtern und den Erfolgen, du wolltest einfach alles und hast mich dabei übersehen. Ich bin dir gefolgt, weil du mir wichtig bist und weil ich bei dir sein wollte. Doch ich brauche die großen Neonlichter nicht, ich brauche all die „schönen, bezaubernden Dinge des Konsums“ nicht – ich brauch nur DICH und Husavik, unser Zuhause.

In der Zeit der Lockdowns waren viele, die gerne reisen, an ihre heimatliche Scholle gebunden, viele von ihnen zog es in die Ferne und doch konnten sie nicht fahren oder fliegen. Kommt es mir nur so vor, oder ist der Hunger, der Fernweh nun größer als zuvor? Ich vergönne jedem, wirklich jedem, die Eindrücke und Erfahrungswerte fremder Länder, neuer Erlebnisse und neuer Kontakte und lese mitunter auch gerne Reiseberichte. Wenn sich diese allerdings auf den Massentourismus konzentrieren, dann ist es nur noch traurig. Wie soll ein Massentourist denn die wahre Heimat, das wahre Wesen, eines fremden Landes kennenlernen, wenn er/sie sich darauf nicht einzulassen gedenkt?
2017 war ich in Butte, Montana, 10 Tage lang, es war teuer, weil es fernab der Touristenpfade liegt – ABER mein Mann und ich konnten dort ein Amerika kennenlernen, das nicht ganz so überlaufen war. Ich verbinde damit sehr schöne Eindrücke und nicht zuletzt einen liebevollen, kleinen Bauernmarkt weit abseits von den üblichen Klischees. Nur unsere Katzen fehlten mir ;-), die konnten wir ja schlecht für den Urlaub mitnehmen.
Jede Nation, jedes Land, jedes Volk, hat Traditionen und eine ganz eigene Kultur, die vergeht, wenn der Letzte, der zu diesem Volk gehört, stirbt. Wie viele Dialekte sind am Aussterben, weil die Jungen lieber hochdeutsch sprechen oder sich dem Anglizismus zuwenden? Dann wieder finde ich Artikel, in denen beispielsweise steht, dass sich manche ältere Isländer wundern, dass ihre eigenen Kinder Isländisch kaum noch lernen (wollen), weil doch eh mit Englisch alles machbar ist, ABER gleichzeitig Touristen nach Island kommen, die Isländisch lernen, weil es ihnen aus verschiedenen Gründen wichtig ist. Somit erhalten Interessierte eine Kultur, um die es wirklich schade wäre, wenn sie verginge.

Wenn du jemand bist, der sich gerne mit Geschichte beschäftigt, wirst du wissen, wie viel verloren geht, nur, weil der Mensch sich nicht mehr damit beschäftigen möchte. Dies betrifft nicht nur die Küche und damit verbundene Rezepte, sondern auch Sprache und typische Verhaltensweisen (oder könntest du beispielsweise sagen, wie die tatsächliche Tracht der Frauen in Afghanistan einst ausgesehen hat?). So vieles wird ausgelöscht, nur weil es manchen nicht mehr in den Kram passt. Erinnerst du dich an die riesige Buddha-Statue, die von den Taliban in die Luft gesprengt wurde? WARUM???

Doch eines stimmt sehr wohl – und das findest du im Roman „1984“ so schön dargestellt:
Willst du etwas auslöschen, dann schreib die Geschichte neu, führe ein „Neusprech“ ein, indem du Worten eine ganz andere Bedeutung gibst. Erzähle geschichtliche Erlebnisse neu, streiche handelnde Personen darin und die späteren Generationen werden nicht mehr wissen, wer diese Person einmal war.

In manchen früheren Kulturen wurde das ganz eindeutig praktiziert:
Sollte eine Person aus den Annalen der Geschichte getilgt werden, so wurden ihre Bildnisse und ihre Statuen zerstört. Geschichten, die von ihnen erzählten wurden als negativ dargestellt. Schau dir die alten Hochkulturen an, das kam öfters vor, als wir heute glauben mögen.
So ähnlich geschah es auch, wenn manche historische, weibliche Persönlichkeiten auf einmal männlich wurden, denn so „intelligent“ konnten Frauen ja gar nicht sein. Nun, das war wohl schlichtweg der Trend der Zeit. Etwas auszulöschen, das nicht dem Gewünschten entspricht – was wir nicht sehen, das existiert nicht. Es ist traurig, zu sehen, dass das auch heute noch der Fall ist und vermutlich noch sehr lange so bleiben wird.

Wie oft geschah es in der Geschichte (und auch heute noch), dass Völker ausgelöscht wurden, indem sie in einem großen Ganzen aufgehen sollten? Ihre Kultur, ihr Sein. Die Muttersprache verboten wurde, die gelebten Traditionen verboten wurden, nur um dem großen Ganzen zu dienen? Die Kolonialzeit ist dafür ein ganz gutes Beispiel. Dies aufzuarbeiten dauert bis heute und wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Aber zumindest tut sich inzwischen etwas in der Richtung.

Heimat und Wurzeln – was verbindest du damit?
Ein ziemlich bekannter Politiker an der österr. Staatsspitze hat beispielsweise lange darauf Wert gelegt, es muss ALLES möglichst global sein – die Heimat und die Traditionen spielten wahrlich keine Rolle. Dann, als die Covid-Welle kam, fand auf einmal der Patriotismus seinen Weg, er trug Lederhosen und schlagartig waren die öster. Werte super. Jetzt geht der Weg wieder zurück zum Globalen. Ein Fähnlein im Wind, aber ein sehr gutes Beispiel dafür. Ich sehe bei dieser Person nur den Wunsch nach Macht, aber nicht, dass er tatsächlich lebt, was er so von sich gibt.

Heimat und Wurzeln sind zwei Worte, die für mich zusammengehören. Wie viele Menschen fühlen sich heutzutage heimatlos und/oder entwurzelt? Ein gutes Beispiel findest du im Vietnamkrieg, als die USA Vietnamesen in geschützte Lager bringen wollten. Diese wollten jedoch bei den Gräbern ihrer Ahnen bleiben, denn dort war ihre Heimat. Das eigene Leben oder die Verbundenheit zu den Vorfahren – was zählte für sie mehr?

Je länger ich mich mit den Wikingern beschäftige, umso mehr sehe ich in den Herzen so vieler Menschen deren Verlorenheit, deren Sehnsucht und die Suche nach Verbindungen zur Heimat, zu ihren Wurzeln und zu ihren Ahnen. Wir haben durch unsere moderne Welt als Menschheit so vieles verloren (und werden noch so viel mehr verlieren), doch wenn ich die alten Texte lese, die vor so langer Zeit zusammengetragen wurden, wenn ich in den Wald sehe und in der Natur stehe, wenn ich liebevoll gepflegte Gräber, auch die verrotteten ansehe, so ist immer noch die alte Zeit zu spüren. Heimat und Wurzeln sind nicht verloren, die moderne Seele hat nur häufig den Pfad aus dem Blick verloren. Der Pfad sich zu verbinden ist nach wie vor da – wir sehen ihn nur häufig nicht mehr, weil wir zu blind geworden sind als Menschheit.
Im Song „Husavik“ erzählt sie von den Neonlichtern, wobei sie doch nur die Heimat bräuchte. Sie hat recht – und genauso erkennen heute immer mehr Seelen, dass der große Tand, all der Kommerz doch gar nicht so wichtig ist.

Sieh dir Adoptivkinder an. Diese wollen so häufig wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind, wollen wissen, woher sie kommen. Warum sollten wir als „moderne Seelen“ kein Interesse an Heimat und Wurzeln haben?

Die Schicksalsfäden aller sind in der ein oder anderen Weise miteinander verwoben. Ich mag den Gedanken der Nornen, die jedem Neugeborenen einen Lebensfaden weben und mitgeben – ABER das eigene Schicksal ist veränderbar.
Wyrd, so heißt das allgemeine Geschick oder das Schicksal, aber darin sind nicht nur die jetzt Lebenden, sondern auch die späteren Generationen und die Ahnen mit einbezogen. So wie vieles im Heute aus Entscheidungen früherer Generationen fußt, so sind unsere heutigen Entscheidungen jene, die spätere Generationen treffen werden. Sie sind es, die mit den daraus resultierenden Konsequenzen werden leben müssen.

Darum ist es auch so schwer, wenn sich jemand heimatlos und wurzellos fühlt.

Viele, sehr viele Nationen, halten ihre Ahnen hoch und zelebrieren Geschichte und geschichtliche Ereignisse. Im deutschsprachigen Raum ist das viel, sehr viel schwerer. Viele würden so gerne vergessen, was vor nun ca. 80 Jahren geschah. Aber vergessen bedeutet oft negieren und damit ein Wiederholen riskieren.
Ein kurzer Moment in den Jahrtausenden zerstört somit etwas, das für viele so wesentlich ist – den Kontakt zu den Ahnen, ein Gefühl von Heimatverbundenheit leben zu dürfen.

Mir persönlich gefällt die Zeit um ca. 800. Ja, die Wikinger mochten ein brandschatzendes Volk gewesen sein, aber sie waren auch überaus klug, gute Bauern, liebevolle Familie und hatten eine hochstehende Kultur. (Ja, sie hatten auch Sklaven, aber diese durften auch Waffen tragen und hatten häufig mehr Freiheiten als Freie anderweitig.)
Manchmal ist es eine gute Idee, einen Zeitpunkt in der Geschichte zu überspringen und weiter zurückzugehen. Manche Momente der Geschichte verfälschen Ereignisse, Verbindungen und vieles mehr – oder würdest du dich beispielsweise mit Runen befassen, wo sie doch in der braunen Zeit grundlegend zweckentfremdet wurden? Nur so als Beispiel …

Wenn die Seele in sich geht und in sich selbst sucht, ist es möglich, jene Sehnsucht zu finden, die die Suche nach Heimat und Wurzeln aufschimmern lässt. Doch es ist ein gefährlicher Weg – denn es gibt kein Zurück mehr. Du kennst vielleicht aus Matrix die Frage: Nimmst du die blaue oder die rote Pille?
Willst du zurück und vergessen oder vorwärts?

Die Wurzeln verbinden uns quer durch die Zeiten mit allen anderen Seelen, die Heimat gibt Halt und Stütze. Ansonsten bleibt der seelenlose Tand, der kurzfristige ein Erfolgserlebnis bietet, aber nicht mehr als eine Hülle darstellt. Nicht mehr, nicht weniger.

Mir wurde die Frage nach der blauen oder der roten Pille vor Jahren gestellt, meine Antwort war glasklar und meine Entscheidung bereue ich nicht.

Die Frage ist nun:
Was willst du?

Inspirationen für Figuren

Was ist die Suche nach Heimat und Wurzeln wirklich? Geht es um den Kontakt zu anderen Generationen oder schlichtweg von Heimweh?

Kinder lernen gerne, und mit Freude, wenn sie denn gelassen werden. Umso leichter sind sie zu manipulieren, wenn sie in einer anderen Kultur aufwachsen.
In vielen Romanen wird von Charakteren aus dem klassischen, westlichen Terrain erzählt. Oftmals war es so, dass Kinder geraubt und in einer neuen Kultur erzogen wurden. Sie trugen oftmals ein Trauma über viele Jahre mit sich.

Nimm eine Frau in ihren Mitt-40ern. Sie führt ein ganz durchschnittliches Leben, hat sich in ihrer Familie immer wohlgefühlt und ein gutes Verhältnis zu allen in ihrem Umfeld und doch ist sie unglücklich. Obwohl sie mit ihrem Job, ihrer Familie und ihrer doch ganz gut situierten Welt ein schönes Heim hat, spürt sie, es fehlt etwas. So macht sie sich auf die Suche und findet schlussendlich, dass sie ein Trauma aus einem Erlebnis einer ihrer Ahninnen in sich trägt, die als Kind geraubt, der eigentlichen Familie entzogen wurde und in einer neuen Familien aufwuchs.
Erst, als die Mitt-40erin erkennt, wo das Problem liegt und sie sich darum bemüht, mit ihrer Ahnin Kontakt aufzunehmen, erkennt sie das wahre Dilemma und das tatsächliche Ausmaß. All der Schmerz, der über die Generationen mitgenommen wurde und von Mutter auf Kind weitergegeben wurde.

Welches Volk würdest du wählen?


Blogtipp:

Reisen war nicht immer so einfach wie heute. In diesem Blog findest du ein paar wundervolle Erinnerungen, Gedanken und eine ganz liebe Seele, die diesen Blog betreibt.

Futhark – Othala

8 Gedanken zu “Gefangen im Wyrd – findest du, was du suchst oder ziehst du den allgemeineren „Tand“ vor?

  1. hmkaufmann

    Hallo, liebe Rhia,

    da warst du ja mal wieder richtig schreibfleißig und machst es uns Lesern die Entscheidung schwer, in welchen Gedankengang wir uns hineinbegeben wollen. Fast hinter jedem Satz möchte ich sagen: „Ja, richtig, aber …“

    So glaube ich beispielsweise, dass wir Menschen genetisch vorgeprägt sind und in den Extremen Entdecker, Forscher und Eroberer sind oder aber heimatverbundene, familien- und traditionsorientierte ‚Bewahrer‘. Natürlich gibt es dazwischen alle Grautöne.

    Und wir brauchen sie alle. Ohne Entdecker und Forscher, die furchtlos in unbekannte Sphären vordringen, wären wir in unserer Entwicklung (auch genetisch) irgendwann steckengeblieben. Gut, auf die Eroberer hätten wir jedoch gut verzichten können – man darf nicht alles haben wollen, was man sieht oder was gefällt, das lernen schon die Kleinsten!. Wir brauchen aber auch die Bewahrer, die Wurzelpfleger und Geschichtenerzähler, die uns mit der Vergangenheit konfrontieren. Streben nach Zukunft und Erinnern an die Vergangenheit bilden unsere Gegenwart.

    Die meisten unserer Spezies probieren sich mal mehr, mal weniger weit weg aus, kehren aber voller Inspirationen gerne wieder zurück. Auch ich hätte gerne den Mut gefunden, meine Grenzen auszuloten, neugierig (aber sicher) zu entdecken. Vermutlich liebe ich deshalb Geschichten Forschungsreisender (real und fiktiv). Ich erfreue mich am Abenteuer der Polentdecker und rutsche voller Wonne dabei tief unter meine warme Decke. Armchair-Forscherin, sozusagen.😁

    Gefällt 1 Person

    1. Rhiannon

      🙂 – ja, war fleißig, hat sich dieses WE so schön angeboten. Endlich kommt der Schreibfluss wieder zurück, nachdem die ganze Umzieherei etwas ruhiger geworden ist.

      ***
      Fast hinter jedem Satz möchte ich sagen: „Ja, richtig, aber …“
      ***
      Sehr gut, dann erreiche ich das, was ich will … Nichts ist schlimmer, als wenn einfach alles geschluckt wird, ohne vielleicht später Gedankenfäden im Nichts verschwinden zu sehen, weil sie keiner als Denkanstoß zu nehmen wünscht.
      … auch die von dir angesprochenen Grautöne sind sehr wichtig!

      Auch dass wir sie alle brauchen, gebe ich dir recht – denn auch meine experimentelle Archäologie ist nichts anderes als Forschung, nur eben praktisch und nicht nur in der Theorie.
      Bei manchen Entwicklungen wäre ein vorher steckenbleiben vielleicht nicht einmal so schlecht gewesen. Wenn ich mir die ganzen Medien so ansehe, dann erscheint einem der Eindruck, die Welt geht den Bach runter, aber sagte nicht schon Nestroy „Die Welt steht auf kein‘ Fall mehr lang.“? Wer mal die andere Seite sehen möchte, braucht nur mal nach „goodnews“ zu googeln – und findet ein paar schöne Seiten mit der positiveren Sicht der aktuellen Zeit.

      Bewahrer und Wurzelpfleger – Wurzelpfleger – also das Wort gefällt mir richtig gut. Deine eigene Wortkreation? Wundervolles Wort.

      ***
      Auch ich hätte gerne den Mut gefunden, meine Grenzen auszuloten, neugierig (aber sicher) zu entdecken.
      ***
      Das kannst du immer noch. Es ist nur die Frage, wohin es dich zieht. Mut ist nichts, das im Alter verloren geht, nur wenn wir uns selber sagen, du hast keinen Mut mehr, dann ist er wohl wirklich tief versteckt. Also ich kann dir nur sagen, wenn dir danach ist, dann tue!
      Wenn dir Geschichten reichen, dann lass deine Phantasie spielen, vielleicht ist das die bessere Wahl. Ob so oder so – im Inneren spürst du alles, was du wirklich brauchst.

      Forscherin. Wonach forschst du (auch in den Geschichten) denn am Liebsten? (Auch Armchair-Forscherin finde ich eine herrliche Wortkreation 🙂 )

      Alles Liebe.

      Gefällt 1 Person

  2. Rhiannon: „Somit erhalten Interessierte eine Kultur, um die es wirklich schade wäre, wenn sie verginge.“

    Kennst du eine Kultur, die nicht vergeht?

    🌱

    Rhiannon: „Kinder lernen gerne, und mit Freude, wenn sie denn gelassen werden.“

    Wir können nicht nicht lernen. Wir lernen immerzu. Bis zum Schluss…
    Im Alter der frühen Kindheit lernen wir am meisten und am schnellsten.

    In der frühen Zeit finden vorwiegend das körperliche und das emotionale Lernen statt. Das intellektuelle Lernen passiert zusätzlich… etwas später.

    Und ja: Lernen macht Freude.

    Das wurde über die Natur so angelegt:
    Damit wir GERNE lernen. Denn…
    Lernen bedeutet Entwicklung.

    🌱

    Rhiannon: „Umso leichter sind sie [die Kinder] zu manipulieren, wenn sie in einer anderen Kultur aufwachsen.“

    In jeder Kultur werden die Kinder manipuliert, also auch in der eigenen. Diese Manipulation wird auch Konditionierung genannt – der wir alle ausgesetzt sind oder waren.

    Die Geistige Reife (oder Selen-Reife) bestimmt,
    wie wir mit ihr umgehen und wie wir sie nutzen.

    Noch mit den besten Absichten
    …manipulieren wir die Kinder.

    Sehen wir uns als Opfer unserer unverwechselbaren Konditionierung, behindern wir unnötigerweise noch selber… unsere eigene Entwicklung.

    🌱

    Rhiannon: „die Wikinger … waren auch überaus klug, gute Bauern, liebevolle Familie und hatten eine hochstehende Kultur.“

    Welchem Volk würdest du das alles absprechen?

    Das menschliche Wesen ist überall das selbe.

    Es sind die Konditionierungen, die nur
    am Rande… den Unterschied machen.

    🌱

    Du fragst: „Heimat und Wurzeln – was verbindest du damit?“

    Hier zitiere ich mich mal selber…

    Heimat…
    ist eine romantisierte Illusion.

    Wir sind irgendwohin geboren worden. An einem bestimmten Ort ist es passiert, zumeist im Bett der Mutter. Das macht den geografischen Ort scheinbar individuell besonders, weil wir hier unsere ersten Jahre verbracht haben, unsere ersten Eindrücke bekommen und die ersten Erfahrungen gemacht haben.

    Deswegen kann sich später an ihm eine gewisse Sentimentalität breit machen – muß aber nicht, denn es gibt keinen Fleck im ganzen Universum, der uns nicht irgendwie vertraut ist. Wir sind hier keine Fremden. Ganz egal, wo wir uns körperlich oder emotional gerade befinden, letztlich sind wir immer, in jeder Situation, an jedem Ort, in jeder Befindlichkeit… zuhause.

    Sprache ist ein Modul für
    effiziente Verständigung.

    Wie sehr wir daran gewöhnt sind, die uns aktuell vertraute Verbal-Sprache ganz selbstverständlich verwenden zu können merken wir, wenn wir uns plötzlich in einem Gebiet befinden, in dem wir uns so nicht verständigen können. Das ist wie… wenn plötzlich der Strom oder das Wasser abgestellt wurden.

    Es braucht einige Momente, bis wir bemerken, wie
    uns die Intelligenz dabei hilft, flexibel zu reagieren.

    Mit jeder Geburt ändert sich einfach alles: Ort, Sprache, Moral, Etikette, Gesetze, Hautfarbe, Familie, Klima, Topografie, Religion, Weltbild, Geschlecht, politische Gegebenheiten und vieles mehr ― ohne jede Erinnerung an ein Leben davor.

    Würde ich gefragt:

    Zuhause bin ich, wo/
    wenn ich bewußt bin.

    🌱

    Liebe Grüße! 🌷

    Gefällt 1 Person

    1. „Wir können nicht nicht lernen. Wir lernen immerzu. Bis zum Schluss…
      Im Alter der frühen Kindheit lernen wir am meisten und am schnellsten.“

      Bis zu einem gewissen Grad trifft das zu – insbesondere wenn der Prozess unbewusst abläuft. Werden wir älter, sperren manche sich zuweilen gegen neue Eindrücke, lassen sich nicht darauf ein, verarbeiten nicht und lernen (intellektuell) nichts dazu. Wer nicht neugierig (im posiven Sinne) ist, nicht wissbegierig, sich nicht der Welt öffnet, lernt auch nicht mehr oder kann sogar verlernen. Eine emotionale Hemmung könnte auch dazu führen, dass sich der eine oder andere der Welt gegenüber verschließt.

      Wer mit dreißig glaubt, er wüsste alles, hätte alles schon gesehen und erlebt und sich der Welt, seiner Umwelt, entzieht, weil er glaubt, er sei ‚fertig‘ und könnte andere belehren, bleibt ein ‚Blödi‘ – auch bis zum Schluss. Das gilt leider auch für das emotionale Lernen.

      Gefällt 1 Person

    2. Rhiannon

      Rhiannon: „Somit erhalten Interessierte eine Kultur, um die es wirklich schade wäre, wenn sie verginge.“

      Kennst du eine Kultur, die nicht vergeht?

      Irgendwann wird jede Kultur vergehen – ABER, sie kann auch transformieren oder sich anpassen. Gerade die alten, oft vergessenen Kulturen bieten so viel Hilfreiches, das wir heute wieder brauchen könnten – und genau das spüren inzwischen sehr viele Seelen und fühlen sich entwurzelt, einfach, weil sie gerne wissen würden, was mal war, woher sie kommen, woher sie stammen …

      ***
      Wir können nicht nicht lernen. Wir lernen immerzu. Bis zum Schluss…
      Im Alter der frühen Kindheit lernen wir am meisten und am schnellsten.
      ***

      Traurig wird es nur dann, wenn jemand meint, er/sie will nichts mehr lernen. Dann kommt mitunter die Keule des Wissens und zwingt dieser Seele das auf – ob sie will oder auch nicht.
      Es gibt sehr wohl die Möglichkeit nicht zu lernen – wenn das Innere sich dagegen wehrt, aus welchem Grund auch immer. Meist liegen dem Ganzen Erfahrungen zugrunde, die Lernen als negativ oder beängstigend verbinden, in diesem Fall wäre es günstig sich an den Jüngsten ein Vorbild zu nehmen.

      ***Das wurde über die Natur so angelegt:
      Damit wir GERNE lernen. Denn…
      Lernen bedeutet Entwicklung.
      ***

      Exakt, darum sind manchmal Kinder die besten Vorbilder dafür.

      ***
      In jeder Kultur werden die Kinder manipuliert, also auch in der eigenen. Diese Manipulation wird auch Konditionierung genannt – der wir alle ausgesetzt sind oder waren.
      ***

      Es macht allerdings einen gravierenden Unterschied, ob es in Form ethnischer Säuberungen passiert oder das Ganze aus dem besten Wollen heraus geschieht.
      Ganze Kulturen auslöschen, indem Kinder verschleppt und in einer neuen Umwelt zwangsweise erzogen werden, manipuliert werden und die ursprüngliche Kultur untersagt wird. Meiner Meinung nach wäre es besser von den Kulturen zu lernen, statt diese so auslöschen zu wollen.

      ***
      Welchem Volk würdest du das alles absprechen?
      ***

      Wo findest du diesen Gedanken in meinen Worten? Das Allgemeinbild der Wikinger, wie es heute bekannt ist, zeigt wilde Barbaren, die einfach nur auf Raubzüge gingen – ABER es wissen nur wenige, was und wie Wikinger wirklich waren. Schau dir mal die Mongolen an, wie sie unter Zeit von Dschingis Khan waren – diese gelten auch eher als rau und barbarisch, aber gleichzeitig faszinieren sie.

      In jeder Kultur finden sich gütige Seelen aber auch das Gegenteil davon.

      Ich sehe es allerdings ein wenig anders als du.
      Konditionen sind so eine Sache für sich – Kulturen sind unterschiedlich, weil sie verschiedene Wege gehen. Was einst als richtig und stimmig galt, das ist heute mitunter komplett anders aufgefasst.
      Kleines Beispiel:
      Vielleicht kennst du „Jeff Dahmer“, den Kannibalen. Der moderne Mensch versteht den Kannibalismus nicht – wieso auch? Er hat in dieser modernen Kultur einfach so keinen Platz mehr. Früher jedoch war Kannibalismus zb in manchen Kulturen, weil man mit dem Essen des Anderen dessen Stärke aufnehmen wollte … es gibt aber auch noch andere Gründe … Wie wir als Kultur heute sind, verstehen andere genausowenig …
      kleines Beispiel: Massentierhaltung – eine frühere Kultur im Einklang mit der Natur (z.b. Naturvölker) würde vermutlich glauben, dass unsere Kultur barbarisch ist …

      somit kommt es immer auf die Sichtweise und das Verständnis – weit wenig auf die Konditionierung an ….

      ***
      Heimat…
      ist eine romantisierte Illusion.
      ***

      Schade, wenn du es so siehst … denn Heimat ist das, was so viele Seelen suchen …
      Übrigens bin ich da der Meinung einer Bloggerkollegin, die die Heimat dort sieht, wo ihr Herz ist. Ob das nun ein Flecken Erde ist oder die Freunde – das entscheidet sowieso die einzelne Seele für sich selbst.
      Für mich ist Heimat das, wohin es mich zieht – und wie in Husavik … ich brauche keinen Glamour, keine funkelnden Neonlichter oder Ähnliches … sondern einfach meinen kleinen Flecken Natur, Ruhe und die Seelen um mich, die ich Familie nenne (jene Seelen, die für mich zur Familie geworden sind).
      Mitglieder der fahrenden Völker wiederum werden keinen fixen Platz als ihr Eigen ansehen, sondern die Familie, mit der sie herumziehen.

      Darum – nein Heimat ist keine Illusion, sie ist nur für jeden etwas anderes. Nicht mehr. Nicht weniger.

      ****
      Mit jeder Geburt ändert sich einfach alles: Ort, Sprache, Moral, Etikette, Gesetze, Hautfarbe, Familie, Klima, Topografie, Religion, Weltbild, Geschlecht, politische Gegebenheiten und vieles mehr ― ohne jede Erinnerung an ein Leben davor.
      ****
      ja, wir ändern uns in jeder neuen Inkarnation … aber ich denke schon, dass wir gewisse Erinnerungen mitnehmen – und sei es „nur“, weil wir eine bestimmte Begabung für etwas haben … weil uns etwas besonders leicht fällt beispielsweise … Vielleicht ist es nicht bewusst, aber die Erinnerungen gehen mit …
      Aber auch Traumata … und die können wir in den Folgeleben aufarbeiten …. ist doch auch irgendwie ein schöner Gedanke 😉

      LG

      Like

  3. Hallo hmkaufmann.

    „Wir können nicht nicht lernen. Wir lernen immerzu. Bis zum Schluss…
    Im Alter der frühen Kindheit lernen wir am meisten und am schnellsten.“

    hmkaufmann: „Bis zu einem gewissen Grad trifft das zu – insbesondere wenn der Prozess unbewusst abläuft.“

    Das Lernen findet sowohl bewußt als auch unbewußt statt. Das Meiste passiert aber über den funktionalen Teil des Verstandes und der braucht nicht zwingend unsere geistige Präsenz. Beispiel: Laufen lernen. Hier genügt von unserer Seite bereits das wiederholte Aufstehen (funktionales Lernen).

    LERNEN ist hauptsächlich…
    Aneignung von Fähigkeiten.

    Im besten Fall ist Lernen das Gewinnen von Einsichten und Erkenntnissen, im schlimmsten Fall das Anhäufen von geglaubten „Wissens“-Inhalten.

    Also müssen wir
    1. zwischen FÄHIGKEIT und INHALT und
    2. zwischen WISSEN und GLAUBEN unterscheiden.

    Das Vollstopfen unseres Erinnerungsvermögens, also die Aufnahme von Informationen wird oft fälschlich als „lernen“ verstanden. Es ist vorwiegend ein Ansammlung von Inhalten. Diese Inhalte werden als „Wissen“ verstanden, sind aber zumeist kein Wissen, sondern ein GLAUBEN. Es gibt nicht viel, was wir tatsächlich wissen.

    ◾ Die Fähigkeit, lernen zu können, sagt noch nichts über die Geistige Reife des Lernenden aus und auch nichts über seinen Zugang zur Weisheit.

    Die INHALTE, die derzeit in den meisten Schulen vermittelt werden, können inzwischen von den Maschinen viel besser gespeichert und über entsprechende Module beliebig eingesetzt werden.

    ◾ Als Speicher von „Wissen“ wird das Gedächtnis an Bedeutung verlieren.
    ◾ Die meisten intellektuellen Fertigkeiten werden die Maschinen übernehmen.

    🌱

    hmkaufmann: „Werden wir älter, sperren manche sich zuweilen gegen neue Eindrücke, lassen sich nicht darauf ein, verarbeiten nicht und lernen (intellektuell) nichts dazu“

    Wenn das so sein sollte, wäre das ok. Wir sind ja nicht alle gleich.

    🌱

    hmkaufmann: „Wer nicht neugierig (im posiven Sinne) ist, nicht wissbegierig, sich nicht der Welt öffnet, lernt auch nicht mehr oder kann sogar verlernen“

    Ja, wir kennen das von den Muskeln.
    TRAINING ist auch eine Art zu lernen.

    Muskeln „bauen sich auf“ und wenn die Kraft nicht mehr gebraucht, bzw. genutzt wird, bauen sie wieder ab. Das gilt auch für das Gedächtnis. Vieles von dem, was nicht mehr gebraucht wird, verschwindet nach und nach.

    🌱

    hmkaufmann: „Eine emotionale Hemmung könnte auch dazu führen, dass sich der eine oder andere der Welt gegenüber verschließt.“

    Nicht unbedingt. Es gibt Leute, die wandern aus, verlassen ihre „Heimat“, andere gehen in ein Kloster, wieder andere in die Einsiedelei. Dann gibt es noch die, die in der Gesellschaft leben – aber ohne Zeitung, Telefon und Internet. Und schließlich die, welche scheinbar mit dem Smartphone verschmolzen sind. Manche Leute meditieren.

    Sich der Welt gegenüber zu öffnen oder zu verschließen…, beides ist erlaubt.

    🌱

    hmkaufmann: „Wer mit dreißig glaubt, er wüsste alles, hätte alles schon gesehen und erlebt und sich der Welt, seiner Umwelt, entzieht, weil er glaubt, er sei ‚fertig‘ und könnte andere belehren, bleibt ein ‚Blödi‘

    Auch das ist erlaubt.

    Wie wir Menschen bewerten, ist allein unser Ding, nicht deren.

    „belehren…“ klingt hier etwas abfällig.
    Die Lehrer-Qualität ist eine edle Sache.

    Das Weitergeben von Fertigkeiten, die Unterstützung bei der Entfaltung in den verschiedensten Bereichen, in körperlichen, emotionalen, intellektuellen und spirituellen…

    Die LehrerQualität (5) beinhaltet lautere Absichten,
    sie setzt eine entsprechende Geistige Reife voraus.

    🌱

    hmkaufmann: „er glaubt, er sei ‚fertig‘ und könnte andere belehren“

    Man muß nicht „fertig“ sein, nicht erst Examina vorweisen, um lehren zu können. Wer etwas kann, soll es lehren. Einige Kinder sind etwas langsamer, andere können ihnen bereits helfen.

    Wegen der vielen Gäste und Neubürger steigt der Bedarf an Deutschlehrern. Hier sollte jeder helfen können, der gutes Deutsch spricht. Die Grammatik kann nachgeholt werden. Wichtig ist die schnellstmögliche Befähigung, sich auf Augenhöhe verständigen zu können.

    Gefällt 1 Person

    1. Rhiannon

      ***
      Nicht unbedingt. Es gibt Leute, die wandern aus, verlassen ihre „Heimat“, andere gehen in ein Kloster, wieder andere in die Einsiedelei. Dann gibt es noch die, die in der Gesellschaft leben – aber ohne Zeitung, Telefon und Internet. Und schließlich die, welche scheinbar mit dem Smartphone verschmolzen sind. Manche Leute meditieren.
      ***

      Der Gedankengang ist super …
      Rückzug per se ist nicht schlecht, es ist aber auch eine Frage, warum jemand den Rückzug sucht.
      Wer enttäuscht ist von allem, wird einen anderen Grund haben, als jemand, der sich selbst entwickeln will oder der einfach erkennt, es braucht eine Veränderung.

      Gefällt 1 Person

    2. Es ging mir nicht darum, ob etwas ‚erlaubt‘ ist oder nicht oder gar um eine Wertung, denn natürlich ticken wir alle unterschiedlich. Einig sind wir uns doch darin, dass jede Form des Lernens die Entwicklung des Lernenden beeinflusst.

      Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s