Machst du Ängste zu Stärken?

Sind die Stärken oder die Schwächen es, die eine Figur ausmachen?

Viele, wirklich sehr, sehr viele Geschichten, handeln von Figuren, die an ihren Schwächen kränkeln und mit ihnen ihre liebe Not haben. Sie verzweifeln vielleicht an ihnen und fühlen sich alles andere als kräftig genug, um in ihrem Leben voran zu gelangen. Im Lauf der Zeit erhalten oder finden sie „Verbündete“, die mit ihnen durch das Leben schreiten und gemeinsam daran arbeiten, dass Schwächen überwunden oder gar zu Stärken werden.

Ist das nicht wunderbar? Wir können uns entwickeln 🙂

Sind wir selber in einer solchen Situation, so ist es wohl weit weniger lustig oder amüsant. Es entstehen Selbstzweifel oder Ängste, die zuvor wohl nicht vorhanden waren. Wenn ich mich an mein früheres Ich zurückerinnere, so kommen mir manchmal die Tränen, aber ich habe viele Ängste ablegen können – weil ich es wie die Figuren in den Geschichten hielt, ich hatte „Verbündete“, treue und liebe Freunde, die mir halfen … Schwächen wurden dadurch zu Stärken, – und ich bin mir sicher, dass es auch bei dir solche Dinge gab, die sich hinterher als Gewinn herausstellten.

Genau das ist ein Punkt, den du fürs Schreiben nutzen kannst.

Jede Figur, die in den Büchern und Geschichten ihr Leben lebt und vorwärtsschreitet, hat die ein oder andere Angst, die häufig in einer früheren Situation begründet liegt.

*) Angst vor Hunden – als Kind gebissen worden
*) Angst verlassen zu werden – als Kind die Mutter aus den Augen verloren
*) Angst zu versagen – ausgelacht worden, weil bei einem Referat etwas vergessen …

Und so könnten wir die Liste lange weiterführen. Viele Ängste stecken irgendwo in einer Situation aus dem vergangenen Leben, die wir heute vielleicht gar nicht mehr erklären können, geschweige denn wissen, dass sie je existierten. Nur sehr wenige Menschen haben ein Gedächtnis, das alles bewusst aufrufbar macht und vieles ist ohnehin besser, wenn wir es vergessen, weil es zu schmerzhaft scheint.

Wie nutzt du es nun für das Schreiben einer Geschichte?

Ängste (aber auch Phobien) gibt es wohl so viele wie Sand am Meer, viele tragen heute schön klingende Namen, die eigentlich nichts aussagen, als dass es Spezialbegriffe sind. Was dahinter steckt, ist selten offensichtlich, nur wenn wir dann nachrecherchieren oder selbst Probleme damit haben.

Würdest du wissen, was hinter diesen Begriffen steckt, ohne nachzurecherchieren?

Aelurophobie, Allodoxaphobie, Anatidaephobie, Anthophobie, Bibliophobie, Blennophobi, Cenosillicaphobie, Coulrophobie, Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie, Lachanophobie, Metrophobie, oder Nomophobie

Ängste mögen belastend sein, furchteinflößend und vieles mehr, nur dummerweise entwickeln sie sich auf diesem Wege auch häufig zu einer Art Teufelskreis, aus dem ein Ausbruch nicht immer einfach ist. Dennoch gibt es viele Wege, um hier wieder rauszukommen.

Übrigens ist hier die Auflösung 😉 (klassische Frage wäre – „hätten Sie es gewusst?)

Aelurophobie – Angst vor Katzen
Allodoxaphobie – Angst vor anderen Meinungen
Anatidaephobie – Angst, von einer Ente beobachtet zu werden
Anthophobie – Angst vor Blumen
Bibliophobie – Angst vor Büchern
Blennophobi – Angst vor Schleim
Cenosillicaphobie – Angst vor einem leeren Bierglas
Coulrophobie – Angst vor Clowns
Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie – Angst vor langen Wörtern
Lachanophobie – Angst vor Gemüse
Metrophobie – Angst vor Poesie und Gedichten
Nomophobie – Angst, ohne Handy zu sein

Diese „kleine“ Liste ist schon etwas „spezieller“, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, wie sehr sie jemanden belasten können – und es gibt noch sehr viel mehr davon.

Hast du jemals Blogs gelesen, wo die Schreiberlinge dahinter von ihren Ängsten erzählen und wie sie damit umgehen? Das Schöne an der Bloggersphäre ist ja, dass wir über so gut wie alles schreiben können, das uns bewegt – und viele nutzen ihre Ängste dazu, um anderen Mut zu machen und von ihnen zu erzählen um so anderen zu helfen. Oder sie schreiben, wie sie ihre Angst in den Griff bekommen haben oder woran sie derzeit noch leiden.
Wenn du einen solchen Blog führst, stell ihn in den Kommentaren ruhig vor 🙂

Wenn wir eine Figur zum Leben erwecken wollen, so ist es interessanter ihr Ecken und Kanten mitzugeben, sie „menschlich“ zu zeigen, auch, wenn die Figur vielleicht kein Mensch ist. Eine „glatte“ Figur, die nur schwarz/weiß ist und vielleicht gar keine Schattierungen trägt, ist die überhaupt interessant?

Wenn diese Figur beispielsweise von Anfang an eine Angst hat, mit der er/sie/es ihr Leben in der Geschichte startet, so könnte das eine Recht interessante Handlung ergeben und du hast bereits einen Start, um ein erstes Blatt Papier zu füllen.

Verlustangst:
Nehmen wir als Beispiel eine Frau Mitte 30, die eigentlich fest im Leben steht, einen Job und Familie hat und der es soweit ganz gut geht. In sich trägt sie aber eine Angst, die sie selber nicht erkennt. Nennen wir sie Anna. Als junge Frau hatte sie ihre erste Liebe in Form eines gleichaltrigen Burschen, Tobias. Sie war damals Anfang 20 und nicht sonderlich selbstbewusst. Er hatte ihr geholfen, sich aufzurichten, stärker zu werden, und irgendwann spürte er, dass es für ihn Zeit war zu gehen. Als Anna einen anderen Mann kennenlernte, Max, da wusste er sie in starken und guten Händen und ließ sie gehen. Anna spürte ihr Herz beinahe zerbrechen, als sie merkte, Tobias war weg, aber sie war nicht allein, denn Max war für sie da. So konnte sie die nächsten Jahre zu der starken Frau reifen, die sie nun war. Dann traf sie zufällig wieder auf Tobias, sie saßen bei einem Kaffee und unterhielten sich – in diesem Moment spürte sie, dass da noch etwas war, ein Funke für ihn empfand und sie wieder die Wunde in ihrem Herzen aufzureißen begann. Es war wieder die Angst davor, ihn zu verlieren … und doch war es nicht ihre Art, ihm nachzueilen. Der Kontakt blieb aufrecht, aber sie klammerte nicht, sondern freute sich über die Treffen bei Kuchen und Kaffee und die Zeit, die sie zusammen hatten. Irgendwann erkannte sie in sich diese Angst als einen kleinen, fiesen Schatten, der ein keines Kind umhüllte und verscheuchte den Schatten. Die Angst Tobias zu verlieren, verlief sich und sie erkannte in diesem Moment, welche Stärke sie eigentlich in sich trug, indem sie es schaffte ihn gehen zu lassen, statt Angst davor zu haben.

So könntest du beispielsweise eine klassische Angst nutzen, um eine Geschichte aufzubauen 😉

In jeder Angst steckt der Kern einer Stärke. Wir und damit auch die Figuren, von denen wir erzählen, wachsen, indem Ängste überwunden werden, wir uns ihnen stellen und schlussendlich erkennen, dass es häufig „nur“ ein Schatten ist, der sich um eine Teil unseres Ichs legen. Vielleicht ist es auch ein Schleier, hinter dem wir gefangen sind und den wir einreißen müssen, um zu werden. Es ist in all den Geschichten die Frage, wie damit umgehen und welche Begleiter und Helfer wir selbst erhalten bzw. welche wir unseren Figuren mitgeben.

Welche Angst würde dir einfallen, die du für eine Geschichte verwenden würdest und welche Stärke könnte dahinterstecken?

Umarmst du den Drachen?

Umarme den Drachen – sagte der Meister und lächelte …

Welches Bild hast du dabei vor dir? Vor sehr vielen Jahren sah ich „die 36 Kammern der Shaolin“, viele Shaw-Brothers-Filme später sah ich ihn wieder und selbst jetzt ist der Film manchmal auf meiner Filmliste und will angesehen werden.

Wir denken so oft, dass Schreiben einem als Talent in die Wiege gelegt wurde. Bei vielen ist das auch richtig, die spüren von Beginn an gut, wie sie Worte setzen müssen, damit der Text gern gelesen wird. Es gibt so viele, die lebendig erzählen können und doch nichts schreiben. Die breite Masse jedoch braucht Zeit, um genau das zu erlernen, was andere als „selbstverständlich“ betrachten.

Ich war als Kind eine Leseratte, was dazu führte, dass ich ständig Bücher dabei hatte. Wer viel liest, nimmt auch vieles mit im Lauf der Jahre. Worte bleiben hängen, eine Vorliebe für bestimmte Arten zu schreiben ebenso. Es ist somit eine gute Vorbereitung für den späteren Werdegang als tatsächlicher Schreiberling. Wenn du dich selbst betrachtest, wirst du sicher gut spüren, wohin du selbst tendierst und ob dir schreiben leicht oder schwer fällt.

Im oben angesprochenen Film musste der Schüler verschiedene Sachen erlernen. Erst, wenn eine der „Kammern“ beherrscht wurde, durfte der Schüler weiterziehen. Beispielsweise musste er lernen, über Wasser zu „fliegen“ oder einen langen Stock mit einem schweren Gewicht am anderen Ende zu beherrschen. In Filmen wie diesem geht es vor allem darum, den eigenen Geist zu beherrschen, vorwärtszukommen durch Entwicklung. Die physische Ebene ist einfach „Mittel zum Zweck“ – beherrschst du den Körper, dann beherrschst du auch den Geist.

Umarmst du den Drachen, so beherrschst du ihn und übernimmst auch seine Fähigkeiten, da er zu einem Teil von dir wird. Der Hauptcharakter tat im Grunde genau das und obsiegte. Er wurde stärker und vermochte Dinge zu lösen, die er vorher nicht konnte. Doch die wenigsten schaffen es von alleine. Fast immer ist irgendwo ein „Meister“ oder „Lehrer“ dabei. Wenn das fehlt, so können Lernwillige auch von anderen „profitieren“, indem sie Bücher erwerben oder schlussendlich andere nachahmen und imitieren.

Doch wie überall hat auch das einen Haken. Vielleicht kennst du das Buch „das Zen der ersten Million“. Der Autor selber lebte lange Zeit in einem Zen-Kloster, bis ihm sein Meister einen Auftrag erteilte und wegschickte. Schlussendlich erfuhr er, warum: Er sollte erst das Fundament erschaffen, bevor er sich dem Geistigen widmen solle.

Nehmen wir ein Beispiel:
Wenn du ein Stück Land hast, dessen Boden beispielsweise nahe an einem Flussufer liegt oder das ohnehin nur wenig Belastung zu lässt, wie würdest du das Haus erbauen? Ein erfahrener Baumeister nutzt sein Wissen, um erst den Boden zu stabilisieren, vielleicht Stelzen wegen drohender Überflutungen oder ähnliches. Kurz und gut, er/sie würde ein starkes Fundament erschaffen, bevor es an die nächste Ebene geht.

Im eigenen Leben ist es nicht immer so, da wollen wir weit hinaus, gleich die Quantenphysik lernen, ohne das kleine 1×1 zu können. Es fehlt häufig die Basis hinter allem, wodurch Träume mitunter auch leicht kaputt gehen.

Beim Schreiben ist es oftmals sehr ähnlich. (Bedenke aber, jeder Schreiberling ist etwas anders – darum haben wir zum Glück so eine Fülle an Literatur und somit für jeden Geschmack etwas.)

Wir wissen vielleicht nicht immer, was wir mit etwas Erlerntem anfangen sollen, aber wie beispielsweise Mathematiklehrer es Schülern manchmal nicht erklären können, warum sie Mathe lernen sollen, so kommen sie vielleicht mal drauf, oha – beim Billardspielen kann ich es ja auch brauchen 😉

Ein Buch zu schreiben bedeutet weit mehr Arbeit als „nur“ Blogbeiträge zu verfassen. Es bedeutet, den Text fertigzubekommen, Korrekturlesen und gerade für Selfpublisher noch vieles mehr wie Cover aussuchen oder den Verlag auswählen und dann vielleicht noch Werbung zu machen. Doch das ganze Drumherum hilft nichts, wenn kein Text da ist.

Stellen wir uns das Veröffentlichen vor, wie die Kammer der Shaolin aus dem Film.

Der erste Stepp war „über das Wasser fliegen“ – warum lassen wir nicht die Gedanken fliegen und einfach zu? Die Suche nach der Kreativität verliert sich häufig im Alltagsstress, bis sich ein kleiner Funke meldet. Vielleicht ist es ein Traum, an den du dich erinnerst oder eine Zufallsbegegnung. Wenn du schon mal ein Deja-Vu hattest, auch das kann der „Weckruf“ sein und noch vieles mehr.

Bald schon lernte der Charakter im Film, wie er den Weg zu gehen hatte, veränderte sich dabei, denn auch, wenn die Übungen körperliche waren, so dienten sie auch dazu den Geist zu harmonisieren, stabilisieren und zu entwickeln. Aus anfänglichem Hass und Wut wurde Besonnenheit und Klarheit. Genau das können wir ja auch unseren Figuren auf ihrem Weg zum Werden mitgeben 😉

Blick in deinem Leben zurück, welche Person hat dich besonders gut geleitet?
Bei mir war/ist es ein Mann, der mich über sehr viele Jahre hinweg immer wieder auffing, aber er war/ist nicht der Einzige 😉
Du wirst auch einige haben, die du für dich als „inneren Lehrer“ siehst.

da war noch die Sache mit den Jedi …

Einen anderen – aber ähnlichen Ansatzpunkt – nutzten die Jedi aus Star Wars. Siehst du den ersten, alten Film bewusst an, so erkennst du, dass es eine ähnliche Grundstruktur wie viele Märchen und Sagen aufweist. Es ist halt ein wunderschönen schwarz/weiß Schema. Siehst du aber genauer hin, so sind auch diese Figuren nicht immer so leicht zu „lesen“, wie es scheint.

Du hast in diesem modernen Märchen auch die Geschichte vom Lehrer und seinem Schüler, der ihn über viele Jahre hinweg begleitet und mit Tipps weiterhilft, bis der Schüler auf seinem Weg weit genug ist, um selbst zu Meister zu werden und das Wissen und die Kenntnisse weiterzugeben.

Doch EINES kann kein noch so guter Lehrer seinem Schüler abnehmen – sich den eigenen Dämonen zu stellen und den eigenen Drachen zu umarmen. Der Lehrer kann (ge)leiten und Beistand stellen. Er kann unterstützen und darauf achten, dass sich der Schüler kein Bein bricht, aber er kann ihm den Weg nicht abnehmen. Ein guter Lehrer gibt dem Schüler all das nötige Werkzeugen mit, das dieser braucht, um seinen Weg zu gehen, aber er diktiert nicht.
Ebenso wird ein guter Lehrer zu Beginn, den Schüler wie einen Welpen behandeln – ihn spielen lassen in einem geschützten Umfeld aber keinen echten Gefahren aussetzen. Er wird ihn immer wieder testen und prüfen um herauszufinden, ob der Schüler für den nächsten Schritt bereit ist oder ob er noch Zeit braucht. Gleichermaßen ist ein guter Lehrer ein Zuhörer, der mit Rat zur Seite steht und den Schüler nicht gängeln.

Kurz und gut, ein guter Lehrer ist daran interessiert, dem Schüler das nötige Werkzeug mitzugeben und ihm zu helfen, aber nicht zu bevormunden. Er kann seinen Schüler bis zu einem gewissen Punkt bringen, aber darüber hinaus muss sein Schüler (oder bei den Jedi eben Padawan) den Weg selber gehen.

Für den Schüler ist das sicher nicht immer einfach. Viele sehen zwar ein großes Ziel, aber der Weg dahin erscheint ihnen allzu lange – und dann geben sie auf. Ein guter Schüler hingegen nimmt die Hürden auf sich, sucht sich nicht den bequemen Weg mit Schummeln (und ja, ich kenne auch die Geschichte des Kobayashi-Maru-Tests von Kirk 😉 ). Nein, ein guter Schüler arbeitet an sich selber, um weiterzukommen, denn er will ja auf etwas hin.

Betrügt der Schüler, so enttäuscht er nicht nur seinen Meister (meiner Meinung nach ist es ein No-Go!, denn ist der Lehrer gut, dann wird er das ohnehin mitbekommen), er betrügt sich schlussendlich auch selbst.

Umarme den Drachen!

Hat sich der Schüler durchgemogelt, fehlen häufig gewisse Grundparameter und der Drache verschlingt den Schüler. Das kann in Wahnsinn enden oder schlichtweg darin, dass er aufgibt. Ist der Schüler soweit, dann kann er den Drachen umarmen und dessen Stärke in sich aufnehmen.

Siehst du den Unterschied? 😉

Was würdest du daraus basteln?

Welche Fixpunkte wählst du für den Schicksalsfaden?

Wenn wir reisen, wohin reisen wir und was erleben wir?

Kennst du die Serie „Dr. Who“? Nach dem Hintergrund des Denkens in der gallifreyischen Kultur besteht die eigene Lebenslinie darin, ein paar Fixpunkte zu haben, um die keiner herumkommt. ABER wie dieser Charakter zum jeweiligen Fixpunkt gelangt, das kann sehr unterschiedlich sein.

Ein Charakter aus Gallifrey, ein sogenannter Time-Lord, wird also in der Zeit seiner Existenz immer wieder etwas haben, um das er/sie nicht herumkommt. Die Zeit dazwischen jedoch – hier kann er/sie sich frei entfalten und verschieden agieren. Er/sie ist also frei darin sich zu entwickeln, und seinen Weg wie Rotkäppchen immer mal wieder verlassen. Schlussendlich jedoch ist er/sie dann in Großmutters Hütte.

Manche sehen es in ihrem eigenen Denken genauso oder zumindest sehr ähnlich. Diese Punkte sind nichts anderes als bestimmte Ereignisse oder Erfahrungen, die eine Persönlichkeit zu machen hat, bevor er/sie den nächsten Schritt im Leben unternehmen kann. Wobei dieser Fixpunkt im übertragenen Sinn auch einfach nur „Buuummm – Bombe“ heißen könnte.

Nehmen wir den Faden vom letzten Beitrag auf und spinnen ihn weiter.

Wir haben nun den jeweiligen Schicksalsfaden verschiedener Figuren, als Ganzes miteinander verwoben. Vielleicht zeichnet sich auch schon ein hübsches Wandgemälde ab oder ein gelungenes Kreidemuster auf dem Steinboden unter unseren Füßen oder es sieht ganz anders aus.

Da es hier um unsere Hauptfigur geht, ist sein/ihr Faden in Grün, die anderen sind in Grau. Stell dir vor, wie sich der grüne Faden durch das Gewirr an anderen Fäden windet. Vereinzelt hast du goldene Glasperlen im Fadenspiel. Diese Perlen sind nichts anderes, als die zuvor angesprochenen Fixpunkte.

Wie aber kannst du das nutzen, um einer Figur Leben einzuhauchen? Dazu nimmst du den Schicksalsfaden einer Figur und siehst ihn dir genau an. Wer sagt, dass es immer linear zugehen muss? Du kannst auch einen Punkt in die Mitte des Lebensfadens legen und von dort aus starten. Nehmen wir hier wieder das Beispiel meiner Wikingergeschichte. Dort findest du den weiblichen Gegenpart zum Hauptcharakter. Den „zentralen“ Punkt in der Geschichte stellt das Treffen der beiden Figuren dar, die eigentlich niemals zusammenkommen würden. Bedenken wir einmal, wie weit die Entfernung zwischen dem hohen Norden und dem Herzen Afrikas ist und wie lange eine Reise mit früheren Mitteln gewesen sein mochte.
Und doch steht sie irgendwann als junge Frau, mit ihrer goldbraunen Haut und den dunklen Augen auf dem Marktplatz eines Dorfes im hohen Norden. Davon ausgehend stellt sich die Frage, wie kommt sie dahin?

Hier bietet sich an Schritt für Schritt zurückzugehen. Sie hat eine lange Reise hinter sich (sonst wäre sie nicht hier). Also ist die erste Perle der Beginn der Reise. Um es spannender zu machen und etwas märchenhaften Touch einfließen zu lassen, nehmen wir hier noch die göttlichen Elemente dazu. Als Kind träumte sie von späteren Zeiten, von ihm, als erwachsenen Mann. Damit startet die ganze Sache und wir haben eine Möglichkeit auch etwas Märchenhaftes einfließen zu lassen. Das sind die zwei Glasperlen ihres Lebens davor.

Wie füllen wir den Raum zwischen den Fixpuntkten des Schicksalsfaden aus?

Gibt es in ihrer Familie besondere Fähigkeiten oder ist sie „auserwählt“ von den Göttern? Vielleicht kann sie im Traum in die Zukunft sehen und sieht hinter dem Mann Schneeflocken? In ihrem Umfeld bisher gibt es keinen Schnee, was also sieht sie?
Zwischen ihrem Traum und dem Beginn der Reise kann auch viel geschehen. Ihr Dorf könnte überfallen worden sein, sie könnte verheiratet sein (was sie nicht ist), vielleicht hört sie einen bestimmten Ruf in ihrem Herzen und macht sich selbst auf den Weg.
Vom Beginn der Reise bis zum Marktplatz kann auch viel geschehen sein. Sie sollte dort verkauft werden – oder vielleicht ist sie selbst Händlerin geworden? Ist sie als Sklavin nach oben gebracht worden? Wie kam sie in die Hände der Händler?

Bereits zwischen diesen Glasperlen gibt es viele Möglichkeiten, wie sich die Dinge entwickeln können.

Einfacher ist es hier beispielsweise, wenn die Figur, über die schreibst, keine Fiktion ist, sondern es sich beispielsweise um eine Biographie handelt. Hier hast du bereits einen vorhandenen „Schicksalsfaden / Lebensfaden“, der sich mit anderen längst verwoben hat und Teil eines vollständigen Konstruktes ist. Dabei kann es sich um die Biographie eines Anverwandten handeln (beispielsweise das Leben von Großmutter zu Zeiten der 40er Jahre oder es kann eine historische Persönlichkeit wie Hildegard von Bingen oder Zwingli sein).

Freier bist du, wenn du eine Figur aus dem „Nichts“ erschaffst. Wobei das auch so eine Sache für sich ist. Wenn du einmal „die unendliche Geschichte“ gelesen hast, dann erinnerst du dich sicher, wie Bastian aus dem Nichts, ein völlig neues Phantasien erstehen lässt. Er kreiert und erschafft es völlig neu und doch wird nichts so, wie er es anfangs glaubt. Und auch, wenn es als Kinderbuch „beworben“ wurde, so ist es doch viel mehr als das, es regt zum Nachdenken an und lässt einen selbst nach all den Jahren (ich bin Jahrgang 1977 😉 ) mit einer leichten Gänsehaut zurück. Je älter wir werden, umso mehr Geheimnisse lassen sich in dieser Geschichte entdecken.

Weißt du eigentlich, warum ich all das hier schreibe?
In all der Zeit, wo ich den Blog führe, ist immer mehr zu sehen, dass es so viele da draußen gibt, die vor einem leeren Blatt sitzen und nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Im Kopf ist eine Geschichte, eine Idee und sie will raus. Ich fühle, dass ich helfen will, genau diesen Geschichten ein Leben zu geben. Also, ran an die Schreibfeder oder die Tastatur, du kriegst das hin! – Versprochen 🙂
Es ist häufig nur das Handwerkszeug, das fehlen mag – nicht mehr – nicht weniger. Und wenn dich die Kreativität im Moment zu meiden scheint, sie ist einfach nur ein Schmetterling, der mal davonflattert und sich dann auf dein Knie setzt und dich ansieht.

Kommen wir aber zurück zum ursprünglichen Kernpunkt der Sache.
In jeder Geschichte gibt es einen roten Faden / Schicksalsfaden / Lebensfaden von mindestens einem Charakter. Der Aufbau eines solchen Fadens ergibt aus verschiedenen Gründen heraus einen Sinn und dazu möchte ich in die Kunst abschweifen. Soweit ich weiß (und wer es besser weiß, bitte korrigiere mich 🙂 ) haben Maler einst für die Gemälde in der freien Natur ein Rechteck aus Holz genutzt. Dazwischen waren Fäden gespannt und anhand dieser Fäden ließ sich ein ganzes Gemälde leichter aufbrechen. Sie teilten ein großes Ganzes in verschiedene, kleinere Zonen.

Mit deiner Figur machst du genau das Gleiche. Du nimmst ihren Schicksalsfaden und zerteilst ihn in kleinere Portionen. Dadurch hast du die Möglichkeit dich nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren zu müssen, sondern Stück für Stück abarbeiten zu können.

Nehmen wir wieder die Wikingergeschichte. Bereits zwischen den goldenen „Glasperlen“ kannst du zwischen zwei (und sicher noch mehreren) Versionen wählen, wie du hier siehst:

Und genauso kannst du in jeder anderen Version, deine ganze Geschichte auf kleinere Brocken herunterbrechen. Diese Methode liegt sicher nicht jedem, ABER sie ist eine gute Sache, wenn du mit dem ganzen Schreiben erst beginnst – und sie ist auch hilfreich, wenn du einfach mal nicht mehr weiter weißt. Stehst du vor einer Schreibblockade, ist es eine gute Möglichkeit, um einfach neue und andere Möglichkeiten auszuloten.

Wie siehst du die Sache mit dem Schicksalsfaden? Nutzt du sie selbst? (Und achja, ich wage mich ja wirklich an diese Wikingergeschichte – anhand dieses Beispiels siehst du übrigens auch, wie ich vorgehe, um einen Roman zu verfassen, es war bei meinem Erstling „Wenn Krähen lieben….“ meine Wahl um den Text zu erfassen. Dass sich dann Mortimer einfach so dazwischen schob und mitmischen wollte – er war mir sehr willkommen, weil er einfach genau den märchenhaften Touch schenkte, den ich brauchte um zu erkennen, was ich in Zukunft schreiben will und wohin meine Schreibfeder mich führt.

Manchmal können wir noch so viel planen, wie wir wollen, es spielt keine Rolle, denn die Fäden beginnen sich manchmal zu verwirren, zu verdrehen und schlussendlich taucht ein ganz neuer Faden auf, den wir zuvor nicht gesehen haben, der aber immer schon da war.

Lass dich in dem Fall nicht verwirren, sondern greif zu. Betrachte den neuen Faden ob er zu deiner Geschichte passt oder nicht. Manchmal passen sie nicht, dann nimm eine geistige Schere und schneide den Faden durch. Solange er nicht zu einem der Fixpunkte gehört, kannst du ihn einbinden, musst es aber nicht. Hast du den Eindruck, er ist sinnvoll für den Verlauf der Geschichte, dann erhöhe ihn und schreib über ihn.

Beginne anfangs mit ganz dieser goldenen Glasperlen. Nutze die Macht der Fixpunkte sehr sorgfältig, denn du wirst merken, dass sich eine Geschichte im Laufe der Zeit verändert. Hast du Zwischenpunkte, die dir sehr wichtig erscheinen, dann mach sie ruhig zu zusätzlichen Fixpunkten. Lass dir aber auch genug Freiraum.

Bedenke, du willst die Leser unterhalten.

Natürlich kannst du eine Geschichte schreiben, die keiner versteht, oder die strukturell eine Katastrophe sind – ABER auch solche sind wichtig in der Literatur zu haben. Der durchschnittliche Leser jedoch zieht einfachere Kost vor, mit einfacheren Worten und einer nachvollziehbaren Handlung. Dabei kann die Art der Geschichte durchaus komplex sein. Um sie für den Leser als lesenswert zu erschaffen, ist es wichtig, die Geschichte auch „leserfreundlich“ zu schreiben.

Hier kannst du dich durchaus an den durchschnittlichen Krimis orientieren. Es gibt einen Fall, etwas ist passiert und am Ende gibt es die Lösung. Wie du dahin kommst – ist ein anderes Thema 😉

Mit Hilfe eines solchen Schicksalsfadens tust du dir leichter, um dem Leser genau das zu geben, was er/sie haben will – etwas „leserfreundliches“, mit „Magie zwischen den Zeilen“ und vor allem, dass die Chance besteht, dass er/sie auch bis zur letzten Seite weiterliest. Doch Vorsicht – es kommt nämlich auch aufs Fleisch an und nicht nur auf das Skelett.
Denn was ist der Schicksalsfaden anderes als das Skelett und somit die pure Grundstruktur?

Wie siehst du das?

Wie können wir Einschränkungen nutzen?

Gewinnen oder verlieren wir die Freiheit durch Einschränkungen?

Hast du dich schon mal gefragt, warum in Klöstern in den Schreibstuben einst die Räume kahl und die Männer und Frauen darin unter Einschränkungen ihrem Tun nachgingen?

Für viele sind die heutigen Covid-Einschränkungen ein Horror, keine Reisen mehr, oder nur noch in erschwerten Möglichkeiten, Maskenpflicht und Lockdowns überall. ABER betrachten wir die Situation einmal genauer, so wurde uns auch etwas geschenkt – nämlich die Chance auf „Selbstreflexion“.

Meine Muse meinte einst, wirklich frei bist du erst dann, wenn du im Inneren, im Kopf, frei bist. Und er hatte damit recht. Ich spüre täglich mehr davon, eine unbezahlbare Freiheit.

Betrachte dich und deine Situation einmal genauer. Vielleicht hast du Kinder und darum weniger Zeit, durch Homeschooling, vielleicht hast du einen Homeoffice-Job und kannst ungestört arbeiten oder du bist in Kurzarbeit, oder, oder, oder … Nicht für jeden ist die Situation heute gleich.

So haben beispielsweise Introvertierte heutzutage eine großartige Chance bekommen, Menschen, die es schätzen sich nicht ständig der Hektik aussetzen zu müssen … andere wiederum sehen das Heute als massiven Einschnitt in ihren gewohnten Alltag.

Egal, wie dich die Einschränkungen auch treffen mögen – betrachte es einmal von der Seite einer Chance, deine persönliche, innere Freiheit zu erlangen.

Sieh dir Klöster an, wo die Nonnen und Mönche oftmals ihren gewohnten Alltag völlig ablegen und mitunter in weltabgewandte Orden eintreten. Betrachte die Shaolin-Klöster und sieh dir an, welche Freiheiten sie gefunden haben.

Manchmal ist dieses Phänomen auch in Gefängnissen zu beobachten, wo Insassen ein komplett neues Leben beginnen.

Oder nimm einfach mal meine kleine Mietze oben, die zwar mit ihrem Geschirr eine neue Einschränkung hat, ABER dafür eine bis dahin ungewohnte Freiheit bekam, die sie längst zu schätzen gelernt hat (weniger, wenn sie nachher vor der Tür hockt und jammert, weil sie wieder raus will 😉 ).

Wenn das Äußere eingeschränkt ist, vielfach Tand und Ablenkungen entschwinden, dann ist es Zeit für die Erforschung des Inneren. Natürlich tun sich auch viele sehr schwer damit, sich auf das eigene Ich zu konzentrieren – wer bereits meditiert ist hier klar im Vorteil. ABER warum diese Chance vergeuden?

Welche Figur würdest du wohin setzen, damit du diesem Charakter die Möglichkeit zur Selbsterfahrung bieten könntest?

Ist dein Leben eine Warteschleife?

Die blaue oder die rote Pille – willst du ein Leben in einer Schleife führen oder dich entwickeln? Traust du dich?

Manchmal erscheint einem das Leben wie eine Warteschleife – es geht nichts weiter, wir wiederholen Tag für Tag die gleichen Dinge und Fehler, aber auch die schönen und guten Dinge im Leben.

An manchen Tagen hängen wir wirklich in der Warteschleife, wenn wir wo anrufen beispielsweise und hören Musik, die uns zwar beruhigen soll, einen in der Zeit aber auf die Palme bringt.

Kannst du dich an das letzte Mal erinnern, wo du in der Warteschleife gehangen bist? Eine geniale Persiflage darauf findet sich in der Serie „Blood Drive“, in der der Gamemaster Slink selber in einer solchen hängt. Es dauert und dauert und dauert und irgendwann ist ihm so langweilig, dass er alles Mögliche tut, nur um sich die Zeit dabei zu vertreiben. Die Art der Parodie darauf ist einfach nur köstlich.

Manche sagen, die Wiedergeburten seien auch eine Art von „Warteschleife“, ob sie das sind oder nicht, stellen wir einfach einmal in den Raum.

Nun nehmen wir einen Charakter, jede Figur will sich doch in der ein oder anderen Weise weiterentwickeln, wie schaffen wir es aber, diesen alltäglichen Trott zu durchbrechen?
Leg den Hörer auf und klink dich aus 😉

Natürlich sagt sich das leichter, als es wirklich der Fall ist – aber warum immer auf etwas warten, das vielleicht nie passieren mag?

Wie also bringen wir eine Figur in ihrer Entwicklung voran, sodass sie sich ausklinken kann, die Warteschleife verlassen kann und zu einem besseren Selbst wird?

Ich liebe Filme und Geschichten wie „Täglich grüßt das Murmeltier“, Zeitschleifen, in denen sich die Charaktere bis zu einem gewissen Punkt entwickeln müssen um genau diese zu verlassen. Verbinden wir diese Punkte, dann stehen wir vor einem gemeinsamen Nenner – die Figur, an der wir arbeiten – muss etwas tun oder lernen bzw. verstehen, um sich zu entwickeln, dem Schicksal den symbolischen Hörer auf den Tisch zu knallen und damit die Warteschleife zu verlassen.

Stellst du deiner Figur die Frage „Ist dein Leben eine Warteschleife?“ – was würde diese Figur dir antworten?