Anfänglich erscheint einem die Geschichte im Kopf, Location, Zeit, Epoche, Genre und vieles mehr hat der Schreiberling festgelegt. Er erwartet, dass die Geschichte sich entwickelt, wie es ihm vorschwebt.
Gelingt das immer?
Vor einiger Zeit las ich von der Schwierigkeit einer Autorin, ihren Krimihelden, einen Detektiv, zu leiten. Sie hatte vorgesehen, wie er zu agieren und zu reagieren hatte und doch gelang es ihr nicht, den Helden im gewünschten Vorgang zu beschreiben.
Leicht gefrustet legte sie eine Schreibpause ein und schrieb ein paar Tage später weiter. Dieses Mal achtete sie beim Schreiben darauf, was eher zum Charakter passen würde – und tatsächlich gelang ihr dieses Mal ein gelungener Text. Die ganze Zeit hatte der Charakter einfach nur »seinen Schädel« durchzusetzen versucht. Er war schließlich kein dummer Schläger, der sich mit Wut im Bauch auf die Jagd machte, sondern ein Detektiv mit feinem, messerscharfen Verstand, den er auch zu nutzen wünschte. Sie hatte vergessen seinen Charakter mit einzuberechnen, der eher den Worten als der Klinge den Vorzug schenkte.
Wer hat hier die Fäden in der Hand? Die Autorin oder der Charakter?
Und vor allem, wie ist es bei dir? Bist du der Puppenspieler, der alles vorgibt und dem die Figuren blindlings gehorchen oder sind es die Charaktere, über die du schreibst, die dir die Worte eingeben?