Kochbuch: Tante Linas Nachkriegsküche

Tante Linas Nachkriegsküche
ISBN: 9783828910775

Was gibt es zu essen?
Eine der essentiellsten Fragen, wenn der Magen leer ist und kaum etwas verfügbar. Frau musste in der Nachkriegszeit überaus kreativ sein um die Mägen ihrer Liebsten zu füllen.
Dieses Kochbuch ist der Nachfolgeband zu Tante Linas Kriegskochbuch – und auch dieser Band gehört allein schon aus historischem Kontext in meine kleine Sammlung. Vielleicht ist es ja auch etwas für dich.

Wie auch der Vorgängerband, gibt es eine Fülle an Anekdoten, erheiterndes wie auch emotional bewegende Themen, eine Fülle an Rezepten wie aus dem ganz Wenigen doch noch etwas herausgeholt werden kann und nicht zuletzt auch so mancher Aha-Effekt, der in den Schulstunden ganz gerne unter den Tisch gekehrt wird.
Nehmen wir alleine den Umstand, dass in der Kriegszeit die Versorgungslage schwieriger wurde – aber aus den besetzten Gegenden Lebensmittel ins Herzen von Deutschland geliefert wurde. Mit Kriegsende wurde das beendet, die besetzten Länder benötigten ihre Güter selbst. Was also sollte gekocht werden?

Vielfach griffen Menschen auf alte Rezepte aus früheren Hungerzeiten zurück, es ging wieder in die Natur, wo Blumen und Kräuter gesammelt wurden, aus Eicheln Mehl gemahlen und schlussendlich auch auf den „reichen Onkel aus Amerika“ gehofft wurde – der selten kam. Es gab Care-Pakete aus Übersee, wo Menschen dann ziemlich irritiert waren, weil sie statt des erhofften Korns, Mais bekamen, gleichzeitig war es eine Zeit an kreativer Fülle. Wenn an allem Mangel ist, so bleibt die Kreativität als Quell und bringt u.a. neue Rezepte mit sich.

Vielfach mussten Menschen enger zusammenrücken, da doch viele Gebäude zerbombt waren. Fremde wurden bei Hausbesitzern und Mietern einquartiert – da diese doch Platz hatten – und brachten auch ihre „fremden“ Rezepte mit sich (die teilweise sogar sehr lecker sind).
Könnten wir uns heute noch vorstellen, dass bei uns in die Wohnungen Fremde untergebracht werden, nur weil wir etwas mehr Platz haben? Schwer vorstellbar, oder? Flüchtlinge – das war auch damals schon ein Thema.

Nicht zuletzt war die direkte Nachkriegszeit auch ein Quell an neuen (Ersatz)-Produkten, die meisten in Pulverform Geschmack und Konsistenz verleihen sollten, das Gedicht dazu spricht Bände:

Eins der geschmacklich besten Rezepte aus diesem Buch ist der Ostpreußen-Braten. Es war eines der ersten Rezepte damals, die ich aus dem Buch nachgekocht habe – und er schmeckt gut. Wenn du etwas aufpeppen willst, gib Salzkartoffel und Sauce dazu.

Die Bücher von „Tante Lina“ besitze ich nur teilweise der Rezepte wegen, denn Rezeptbücher aus dieser Zeit gibt es genug. Was die beiden Bände so besonders macht sind die Anekdoten, anhand derer sich ein ganz interessantes Verständnis für die damalig Zeit entwickeln lässt.

2 Gedanken zu “Kochbuch: Tante Linas Nachkriegsküche

  1. Ich erinnere mich, dass in der Kinderzeit in den frühen 50er Jahren in Mietshäusern oft das ganze Treppenhaus nach Kohl roch – nicht gerade appetitanregend! Auch Steckrüben-Eintopf war verbreitet, der roch ziemlich streng und auch nicht nach Wohlgeschmack. Zum Glück konnte meine Großmutter auch mit begrenzten Zutaten feinere Gerichte kochen, es gab viele Mehlspeisen aus der wienerisch-böhmischen Küche. Den „Ostpreußen-Braten“ kann ich mir auch gut vorstellen.

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    1. Rhiannon

      und doch sind es gerade solche Gerüche, die auch Erinnerungen wiederbringen …. Erinnerungern an Menschen, die uns vielleicht mal sehr wichtig waren …

      hmmm …. den Eintopf kenn ich nicht, wie überhaupt Steckrüben und dgl. heute ziemlich aus den Läden verschwunden sind, aber sie sollten wiederkommen, denn gesünder sind sie allemal … und es gibt so viele schöne Rezepte, die sich damit machen lassen 🙂

      Alte Rezepte sind irgendwie ja auch eine Art von Zeitreise …

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