Kälte, Eis und Schnee …. ist die Zeit noch besinnlich?

Einst waren die Winter kalt, eisig kalt, mit viel Schnee, das alles überdeckte und Ruhe mit sich brachten. Einst waren die Winter die besinnliche Zeit, in der Tier wie Mensch Ruhe finden sollten, wo doch das ganze Jahr über Arbeit auf sie wartete.

Der Jahrestakt war ein ganz anderer.
Mochten die Winter einst kälter gewesen sein, viele Weihnachtsgeschenke magerer ausgefallen sein, mehr Schnee gelegen haben und wohl auch mehr erfroren sein – so darf nicht vergessen werden, dass es auch andere Zeiten waren.
Wo der moderne Mensch gerne bei 0 Grad schon schreit, es ist zu kalt, so waren früher tiefere Minusgrade keine Seltenheit. Die Winter waren ruhiger und besinnlicher …
Viele definieren sich heute als hitzeliebend, ohne zu bedenken, dass die Natur auch ihre kalte Zeit braucht, um im nächsten Jahr gut gedeihen zu können.

Ich selbst sehe mich als Winterkind, liebe den Schnee, wenn er unter meinen Füßen knirscht. Barfuß im Schnee zu stehen, den direkten Kontakt zur Erde zu haben, unter einem Baum zu stehen, wo der Schnee von oben herabfällt, weil er zu schwer auf den Ästen ruht und den Schnee dann in den Nacken zu bekommen, bringt mich zum Lachen – wenn dann die Sonne durch die Äste scheint und das Weiß zum Leuchten bringt, so erscheint ein gänzlich neuer Zauber, wenn jede einzelne Flocke im Sonnenlicht zu leuchten beginnt.

Bist du schon einmal bei Schnee im Wald gewesen?
Wenn Vögel zwischen den Bäumen herumflattern, das ein oder andere Eichhörnchen herumflitzt und vielleicht auch Rehe in der Ferne stehen und dich ansehen?
Wann warst du das letzte Mal bei Schneegestöber unterwegs und hast die Nase in einen Schal vergraben, weil die einzelnen Flocken dich sonst zum Erröten bringen?
Wann hast du das letzte Mal den wahren Zauber des Winters erlebt?

Ein Ergebnis der heutigen Wanderung kannst du oben sehen, die Vögel und Rehe wollten sich nur leider nicht fotografieren lassen … ;-), aber ich versichere dir, sie waren da.

Wir kennen heute kaum noch die echten, wahren, kalten Wintertage, wie sie unsere Ahnen mitunter erlebten (wobei Ausnahmen wie die Stadt Oimjakon in Jakutien mit mehr als minus 60 Grad auch heute noch existieren). Wenn du dich in Märchen und Sagen ein wenig auskennst, fallen dir sicher so manche Wintermärchen ein, in denen die Figuren in eisigen Zeiten ihre Abenteuer erleben, insbesondere russische, aber auch skandinavische Märchen sind dafür prädestiniert und oft wunderschön zu lesen.
Über ein Wort wirst du dabei vielleicht auch stolpern:
Fimbulwinter!
Heutzutage soll es sich dabei in skandinavischen Ländern umgangssprachlich um einen besonders kalten, harten Winter handeln – in der Welt der Mythologie ist der Fimbulwinter etwas ganz anderes:

In der nordischen Mythologie ist der Fimbulwinter die erste von vier Katastrophen vor Ragnarök – wobei Fimbulwinter vom altnordischen Fimbulvetr kommt. Es soll sich dabei um eine mehrjährige Eiszeit ohne Sommer dazwischen handeln – und wenn du dich ein wenig mit Geschichte auskennst, weißt du, dass es immer wieder kurze Phasen von eisigen Perioden gab (beispielsweise die kleine Eiszeit im 30jährigen Krieg).

Nehmen wir doch einmal an, der Fimbulwinter würde tatsächlich eintreten – es würde kalt werden, über mehrere Jahre hinweg. Was wäre die daraus folgende Konsequenz?
Würde die Menschheit noch über Strom verfügen? Seen und auch ein Teil der Meere würde einfrieren, wodurch die Natur Zeit zur Regeneration bekommen könnte. Würde die Nahrung knapp werden oder könnte die Menschheit die Nahrungsproduktion nach indoor verlegen wie es manche bereits jetzt schon tun, wenn sie in ihren Wohnungen Gemüse anbauen? Würde die Menschheit sich wieder alter Werte besinnen oder schlichtweg erfrieren? (Wenn du einmal austesten möchtest, welche Konsequenzen solche Veränderungen haben könnten, probier mal das Spiel Frostpunk 😉 … mit Temperaturen bis minus 130 Grad) …. brrrrr….

Wenn du dir überlegst, einmal eine Art „Weltuntergangsszenario“ zu schreiben, warum nicht so etwas? Die einfachste Begründung für einen plötzlichen Temperaturabsturz wäre ein großer Vulkanausbruch, wodurch Unmenge an Asche in die Luft geschleudert wird, was wiederum den Himmel verdunkelt. Ohne Sonnenlicht wiederum kühlt die Erde ab – und genau dadurch kommt es zu einer entsprechenden Eiszeit.

Wie würde sich die Menschheit deiner Meinung nach verändern? Was würde passieren? Würden sie zusammenhalten lernen oder erst recht um die wenigen Ressourcen kämpfen? Dass auch mit wenig Ressourcen kalte Winter zu überleben sind, ist an den Völkern im Norden zu sehen, egal ob es Alaska, Sibirien oder Skandinavien betrifft. Erinner dich an die Geschichten von Trappern, die oft solche Grenzerfahrungen bieten.
Von welchen Figuren würdest du erzählen und was würdest du sie erleben lassen?

Wie viele Schichten trägt dein Ich mit sich herum?

Wann hast du dir das letzte Mal einen schönen Schmetterling angesehen? Sein Leben verläuft in klaren Zyklen – > zuerst Raupe mit einem Heißhunger der vermutlich seinesgleichen sucht, dann die Verpuppung mit Ruhephase und schlussendlich ein wundervolles Geschöpf, das von so vielen geliebt wird.

Im Grunde ist das menschliche Dasein diesem nicht ganz unähnlich. Wir sind Kinder, werden erwachsen und schlussendlich zu Greisen, bis wir vergehen – und wenn es so sein soll, werden wir vielleicht auch in geliebter Erinnerung behalten.
Im Gegensatz zum Schmetterling ist das menschliche Dasein jedoch um einiges komplizierter und nahezu immer auch länger. Wir treffen Entscheidungen, formen im Inneren Wünsche, wandern zu Zielen, die wir oft anfänglich gar nicht als solche verstehen, werden von anderen erzogen und passen uns nahezu immer in der einen oder anderen Form an.

Wann hast du das letzte Mal eine Zwiebel geschnitten?
Denk daran und erinnere dich daran, wie es war, sie in Händen zu halten. Dabei meine ich jetzt gar nicht den Geruch, sondern die Zwiebel selbst. So wie Bäume ihre Jahresringe haben, tragen Zwiebel ihre Schichten. Du kannst Schicht für Schicht wegschälen und behältst doch den „Kern“ weiterhin in deinen Händen. So ähnlich kannst du es auch mit einem Salatkopf machen oder mit anderen Früchten der Natur.

Was aber wäre, wenn du dies auf eine menschlichere Figur umlegst? Dieses Wesen kann auch eine Figur von einem anderen Stern sein, oder aus der Sagenwelt entstammen. Denk an die Götterfiguren der alten Völker, sie waren menschlicher und dadurch den Gläubigen vielfach näher, vertrauter.
Was sind ihre „Schalen“, die sie tragen? Wünsche? Träume? Hoffnungen? Trauer? Oder etwas gänzlich anderes?

Mit jedem Moment des Daseins können sich mehr Schalen bilden, der eigentliche Kern des Inneren mehr verbergen … Eines Tages ist der innere Kern einfach nicht mehr sichtbar. Vielleicht gefällt dir aber auch das Bild einer Dornenhecke (wie es bei Dornröschen der Fall war) besser. Schicht für Schicht decken wir unser Ich ab, nehmen Schalen auf zum Schutz oder aus gänzlich anderen Gründen und wundern uns dann, dass wir vielleicht den Eindruck haben, unsere Wurzeln verloren zu haben.
Viele Seelen fühlen sich heute völlig entwurzelt, sich nirgendwo zugehörig, dabei geht es häufig aber nur darum, das eigene Ich hinter all den Zwiebelschalen verloren zu haben. Manchmal tut es gut sich zu fragen, ob die einzelnen Schichten wirklich für einen wichtig sind und wenn nein, ob du sie behalten willst. Wer sich schwer tut seinen Kleiderkasten regelmäßig auszumisten, weil er/sie sich einfach nicht von Dingen trennen kann, wird sich bei den eigenen Schalen wohl auch nicht so leicht tun, aber es ist manchmal wichtig so zu handeln.

Die Frage ist nun, durch welche Hölle(n) schicken wir unsere Figuren, damit wir ihnen helfen können, wieder ihren eigenen Kern zu finden und somit auch die eigenen Wurzeln zurückzuerlangen?
Und so ganz nebenbei, was würde diese Figur dann machen, wenn er/sie/es erkennt, dass ein starres Korsett einfach weg ist, und er/sie/es wieder frei atmen kann?