Bist du dankbar?

Wie die Saat, so die Ernte.
Marcus Tullius Cicero

Die blut’ge Saat gedieh zu blut’ger Ernte.
Adelbert von Chamisso

Sorge dich nicht um die Ernte, sondern um die richtige Bestellung der Felder.
Konfuzius


Achtsamkeit – ach liebe Achtsamkeit, funktionierst du überhaupt ohne Dankbarkeit für das Hier und Heute?
Siehst du, was geschieht, wenn die Saat verdorben und das Fleisch sich unterwerfend, ohne fehl zu sein glaubt und doch nur schlechter Stahl für ein künftiges Schwert ist? Kannst du dann dankbar achtsam sein?


Sagt dir der Begriff „Thanksgiving“ etwas?
Gefeiert wird es jedes Jahr in den USA, hierzulande (sprich Mitteleuropa) heißt es schlichtweg Erntedankfest und soll den dank einer reichen Ernte bezeugen. (naja, wahrscheinlich wird es dafür auch irgendwann einen neu-deutschen Begriff geben, weil Erntedank vielleicht zu „altbacken“ ist … schade eigentlich).

Der „Thanksgiving Day“ ist einer der staatlichen wenigen Feiertage in den USA, wo die Familie, wo sehr viele frei haben, um danke zu sagen und gemeinsam mit der Familie zu feiern. Zurück geht es auf das Jahr 1621, wo die Pilgerväter mit den Wampanoag ein mehrtägiges Erntedankfest feierten. Ob sie ohne diese überlebt hätten ist fraglich.
Das wird ja gerne in Filmen und anderen Medien thematisiert – aber warum sind die Pilgerväter eigentlich aus Europa weggezogen? Es ging (wie auch heute so oft) um ihre Freiheit ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten. Viele denken, sie waren unterdrückt und hätten zu strenge Richtlinien gehabt – dabei war es andersherum. Die Pilgerväter (warum wurde das eigentlich noch nicht gegendert?) zogen weg, weil Europa ihnen zu „liberal“ war und sie ihre strengen Alltagsregeln nicht leben konnten.
Es ging für sie um ihre Freiheit!
Kennen wir das nicht auch von uns selbst, dass wir eine klare Vorstellung davon haben, WIE wir leben wollen, aber es oft nicht können, wie sehr wir das auch wollen. Wie dankbar wären wir wohl wirklich, könnten wir unser Leben nach unseren eigenen Wünschen tatsächlich so gestalten? Sie zogen in die Fremde – aber wären wir heute auch bereit dazu, ganz woanders völlig neu anzufangen? Jedes Land dieser Erde hat eine eigene Kultur, eine eigene Art zu leben und zu denken, würden wir uns dabei vielleicht doch nur die Rosinen rauspicken und uns dann wundern, warum wir doch immer wieder anecken und mit anderen Regelungen vielleicht doch nicht so klarkommen?
Vielleicht kennst du den Film „Wishmaster“, der Dschinn erfüllt Wünsche, aber wortgetreu – und anders als der Bittende dies möchte. Also nur weil die Sehnsucht da ist, muss es noch keine gute Idee sein, sofort zu „gehen“. Ich denke aber, die Pilgerväter haben dies zuvor gut und lang überlegt, Konsequenzen abgewogen und erst danach entschieden.

Auch die Wikinger suchten nach neuen Landen, wobei aber der Bedarf nach Land gegeben war. Sie waren Händler und lernten dadurch vieles kennen. So landeten sie ja schlussendlich auch in Island, Grönland und in Amerika.

Ob sie dankbar für die neue Heimat waren? Viele sicherlich, aber wie jeder, der seine Heimat verlässt, wird irgendwann vermutlich das Heimweh doch auftauchen. Die Wurzeln, die wir in uns tragen werden rufen. Ob sie erhört werden, ist ein ganz anderes Thema. Sehnsucht.

Wenn wir die alten Zeiten betrachten, so ist Erntedank vermutlich eines der wenigen Feste, die mit nahezu gleicher Bedeutung bis heute überlebt haben. Viele alte Feste erhielten schlussendlich einen neuen Namen, ein neues Kleid um die alten Riten weiter zu erhalten. Eines der bekanntesten Beispiele dazu mag Weihnachten oder Ostern sein – die schlichtweg christianisiert wurden. Wie sonst wäre es möglich gewesen, die Menschen verhältnismäßig gesehen friedlich zum Christentum zu bekehren?
Heidnisch waren sie allemal – und warum sollten wir sie nicht wieder als das sehen, was sie einst waren?
Was ist eigentlich so schlecht am „Heidnischen“?
Sieh nach Island, wo beispielsweise der Glaube an die nordischen Götter wieder erstarkt und als Glaubensgemeinschaft auch längst anerkannt ist. In vielen Ländern kehren die alten Götter wieder zurück, wird an sie geglaubt und sie auch verehrt. Ja, es sind heidnische Themen, ABER genau das können wir doch heute wieder ganz gut brauchen.

Es geht im heidnischen Kontext sehr häufig um eine bessere Verbindung zur Natur. Es ist ohnehin an der Zeit vom Gedanken „macht euch die Erde untertan“ wegzukommen und wieder auf ein Miteinander hin zu wollen.

Auch, wenn der Fortschritt es oft anders darstellt und zeigt, so braucht der Mensch die Natur, es ist nur eine Frage, wie wir mit alledem umgehen.

Erntedank war einst genau das „danke, liebe Natur, dass du uns vor dem Hungertod bewahrst“. Was ist es heute geworden? Sind wir als Menschen noch „dankbar“ für die Gaben?

In polytheistischen Glaubensrichtungen finden sich immer wieder Fruchtbarkeitsgötter, die für die Ernte stehen – beispielsweise Demeter bei den Griechen. Aber es gibt noch sehr viel mehr von ihnen. Manchmal waren die Gaben rein die Früchte des Feldes – ABER es soll auch andere Kulturen gegeben haben, in denen Menschen ihr Leben ließen als Dankeschön (guck mal zu den mittelamerikanischen Kulturen in denen es meist etwas blutiger zuging). Nun, es waren andere Zeiten und in unserer heutigen Welt können wir dank unserer Erziehung auch vieles gar nicht mehr verstehen.
Ein kleines Beispiel dazu:
Vielleicht hast du die Serie „Dahmer“ gesehen, die auf den Serienmörder Jeffrey Lionel Dahmer zurückging. Auf den ersten Blick war er ein mordender Killer und Kannibale, ABER Kannibalismus hat es früher häufiger gegeben, beispielsweise, indem man sich die Stärke des anderen einverleiben wollte oder indem man ihn immer bei sich haben wollte. Es mag für den modernen Menschen nicht einfach sein das nachzuvollziehen, aber es gibt immer mehr als nur eine Sichtweise. Dazu ist es aber wichtig und sinnvoll auch andere Kulturen zu betrachten, andere Zeiten zu verstehen. (Wenn du meinem Blog schon länger folgst, wirst du wissen, dass ich genau das tue, weil wir noch so vieles lernen können!)

Somit kann vieles verständlicher werden, was heute nur noch ein Abklatsch und bedeutungslos sein mag. Genau aus diesem Grund heraus halte ich es persönlich auch für sehr gefährlich, Worte zu gendern oder ihre Bedeutung zu eliminieren (kleines Beispiel das Wort „Held“, was ist es wirklich und zu was wurde es inzwischen? Ist ein Held heute noch irgendwo mehr als eine leere Hülle?)

Kehren wir zur Fragestellung zurück:
Dankbarkeit. Können wir heute überhaupt noch den Wert dieses Wortes begreifen?
Was verstehst du selbst darunter?

Ich z.B. verstehe, dass wir zwar jetzt zwei Katzen verloren haben, aber seit gestern ein neues Kitten bekommen haben, das noch sehr scheu ist und einfach einen guten Platz brauchte. Freya haben wir die Kleine genannt – nach der nordischen Göttin Freya, die für Frühling, Glück und Liebe steht, denn genau das braucht die Kleine jetzt auch.
Dankbar, dass wir einem kleinen Wesen helfen dürfen.

Inspirationen für Figuren

Geh in der Zeit zurück, versetz dich in eine Welt der „Heiden“, in der Götter noch wie selbstverständlich ihren Platz innehatten, in der sie mit den Menschen leben konnten/durften.
Stell dir eine bäuerliche Umgebung vor, dessen Ernte karg war, die Menschen hungern. Die Sehnsucht ist groß.
Einer aus ihrer Mitte ist der Meinung, es reicht, die Götter müssen her.
So macht sich diese Figur auf die Suche nach den Göttern, auf die Suche nach Antworten und Hoffnung – ein klein wenig wie die Suche nach dem heiligen Gral.

Welche Abenteuer erlebt diese Figur? Welche Götter findet er/sie/es und sind diese willens zu helfen?


Lebenstipp:

Gerade, wenn es schwer scheint, dankbar zu sein, weil sich alles gegen einen verschworen zu haben scheint, dann ist Dankbarkeit für das Verbliebene noch bedeutsamer.

Du kannst ein kleines „Ritual“ aus früheren Tagen nehmen. Probier es aus, wenn es dir einmal nicht so gut geht.

Nimm dazu etwas zu Essen, z.B. Milch und Kekse, und geh damit in deinen Garten oder an eine Stelle mit Natur. Lege diese Gaben dort ab und sag etwas Nettes, vielleicht zu deinen Ahnen oder zu den Naturwesen. Sie hören immer zu, nur antworten sie nicht immer so, wie man/frau dies gerne haben möchte. Manchmal sind die Antworten sehr verworren oder du bekommst Antworten, mit denen du nicht rechnest.

Probier es einfach mal aus und dann beobachte, ob sich etwas ergibt, das ungewöhnlich ist. Manchmal fühlt es sich an, als würde jemand eine Decke um die traurige Seele legen.
Wir haben verlernt, auf die Natur zu hören, dabei liegt der größte Trost in ihr – probier es einfach mal aus und mach deine eigenen Erfahrungen damit.