Je mehr man kennt, je mehr man weiß,
Erkennt man: alles dreht im Kreis.
Johann Wolfgang von Goethe
Die nach uns kommen werden vielleicht mehr gelten als wir und sich für klüger halten, aber werden sie auch glücklicher und weiser sein? Wir selbst, die wir uns so viel Wissen angeeignet haben, sind wir etwa besser als unsere Väter, die, nach unserem Maß gemessen, so wenig wußten?
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues
Sokrates hin oder her, sagte der Philosoph, natürlich weiß ich, daß ich nichts weiß, aber zuletzt muß ich doch sagen, daß ich nicht einmal das weiß.
Wolfgang J. Reus
Was ist unsere Welt mehr als das, was wir wissen oder eben nicht wissen oder nur zu wissen glauben? Immer wieder werden vergangene Aspekte gefunden, experimentelle Archäologie fördert die Suche und wer nicht im Gestern sucht, der sucht im Morgen.
Manchmal wird einem ganz schön schwindelig davon – erinnerst du dich an deine Schulzeit? Was es damals nicht alles zu lernen gab ….
Hast du die Serie „Vikings“ gesehen? Ich denke da insbesondere an die erste Episode, wo Ragnar und Rollo ganz am Anfang kämpfen. Im Hintergrund ist ein Wanderer sowie Raben zu sehen.
Dabei haben sich die Serienmacher auf Odin bezogen (auch, wenn mir Loki ein wenig sympathischer ist, aber das ist Geschmackssache 😉 ). Nach Odin (oder auch Wotan genannt) ist übrigens unser heutiger Mittwoch/Wodensdag benannt. Schon amüsant, dass 5 Tage die Woche nach wie vor nach altnordischen Gottheiten benannt wurden … 🙂
Der „Rabengott“ und die Sehnsucht nach Wissen
Großes Wissen aber auch großer Wissensdurst ist wohl, von den Raben abgesehen, das was ihn „auszeichnet“, eine seiner wichtigsten gleichwohl prägendsten Charaktereigenschaften.
Er war bereit, vieles für Wissen zu opfern, so beispielsweise eines seiner beiden Augen, weshalb er auch Einauge oder Einäugiger genannt wird. Es war nicht mehr als eine Art Tausch – ein Schluck aus der Urquelle der Weisheit gegen seine halbe Sehkraft. Sein zweites Auge legte er in den Brunnen. Ob es heute noch dort liegen mag?
Das zweite „Opfer“, das er für Wissen brachte, waren 9 Tage seines Daseins, in denen er sich selbst an den Weltenbaum Yggdrasil hängte. Manche vergleichen dieses Bildnis als symbolischen Tod mit einer Wiederauferstehung, wie sie aus einer der großen Weltreligionen ebenso bekannt ist.
Nach diesen 9 Tagen wusste Odin alles um die Runen, er konnte sie nicht nur lesen, sondern auch mit ihnen arbeiten, etwas, wozu andere vielleicht ihr ganzes Leben lang nicht in der Lage sind.
Wer sich mit den Wikingern beschäftigt, wird naturgemäß auch Ala long an den Runen nicht vorbeikommen – und ihre Schönheit gleichwohl Einfachheit – nur bewundern können.
Dass sie eine Zeitlang missbräuchlich verwendet wurden, ist leider eine traurige Tatsache 😦
Dazu zwei interessante Punkte ganz nebenbei:
Schau dir mal das Bluetooth-Symbol an. Dahinter verbergen sich die Initialen des dänischen König Harald «Blauzahn» Gormson (910-987).
Somit ist Bluetooth eine Art Hommage an jenen König.
Und du kennst mit Sicherheit das allseits bekannte Peace-Symbol, das angeblich ursprünglich aus dem Flaggenalphabet kreiert worden sein soll. Schau es dir einmal ganz genau an und dann schau, wie die Algiz-Rune aussieht. Algiz wirkt auf mich wie Cernunnos, der Waldgott, das Geweih nach oben gerichtet und somit ein Teil der Natur. Dreh diese Rune um … und du findest darin u.a. etwas, das mehr in Richtung Tod und Zerstörung geht.
So löblich der Hintergedanke des Peace-Symbols auch sein mag, aber ich würde aus diesem Grund heraus das Peace-Symbol nicht mehr tragen. Auch eine Taube kann Frieden symbolisieren 😉 …
Wissen ist nicht gleich Wissen. Mich interessiert kaum noch, was die allgemeinen Medien als „Must-to-know“ definieren, oder welcher Trend gerade wieder oben ist. Oberflächliches Wissen bedeutet leicht, sich in allem Möglichen zu verlieren, die wahren Themen aus den Augen zu verlieren.
Somit probierte ich es in den letzten Wochen einmal mit Medien-Detox, das Ergebnis selbst war überraschend, da es mich gar nicht mehr interessiert, was dzt. in Politik und Co vor sich geht. Gleichzeitig ist es spannend zu sehen, was sich im Garten so tut, dass meine Katzen das erste Mal in ihrem Leben eine Maus gefangen haben und die Überlegung, wo ich nun meine Kräuter im Garten anpflanze, damit sie sich möglichst wohlfühlen.
Der Detox bewirkte, dass ich erkannte, wie viel Ablenkung die „normalen“ Medien tatsächlich bringen, ohne einen wahren Mehrwert zu bieten. Kennst du den Spruch „Brot und Spiele braucht das Volk“? Der Spruch entstammt dem Römischen Reich und bedeutet so viel wie, halte das Volk beschäftigt mit Ablenkungen, gib ihnen etwas, das sie beschäftigt wie Gladiatorenkämpfe und sorge dafür, dass sie versorgt sind, sich ernähren können.
Sind die modernen Medien (auch die Social Media) nicht ähnlich? Relativ Unwichtiges zu hypen und somit die Massen zu beschäftigen und deren Energien zu binden?
Grundsätzlich habe ich nichts gegen diese Medien – ABER es ist durchaus sinnvoll, sich selbst auch eine Art Grenze zu setzen und sich nicht darin zu verlieren.
Parallel ist da eine schöne Entwicklung, dass immer mehr Seelen die aktuelle Welt nicht mehr so einfach hinnehmen wollen – UND sich selbst geistig weiterzuentwickeln.
Mir persönlich gefällt ja beispielsweise die Geschichte um Franz von Assisi, der der ganzen Dekadenz den Rücken kehrte und mit minimalsten Dingen in die Natur zog. Dass das seiner Familie nicht gepasst hat, war logisch – ABER für ihn war es so richtig. Von all den Heiligen war er wohl derjenige, der am meisten für die Tiere sprach.
Wenn du dich mit Esoterik und Co beschäftigst, kennst du sicher beispielsweise auch Schwitzhütten, Trancetrommeln und Ähnliches, bei dem Menschen sich darum bemühen, wieder dem Ursprünglichen näher zu kommen. Der „moderne“ Mensch hat seine Wurzeln verloren – und in diesen Bereichen versuchen viele, sie wieder zurückzuerlangen. Der Mensch will wissen! Wenn es auch nicht unbedingt das klassische Schulwissen sein mag.
Wenn der Mensch anfängt, Bücher zu verbrennen und Wissen zu zerstören, ist die Frage, wohin das führen mag. Es gibt wahrlich viel dystopische Literatur wie „1984“ oder „der grüne Stern“, die einen Vorgeschmack darstellen können. Wir brauchen nur in der Geschichte zurückgehen. Bücherverbrennungen gab es immer wieder – die großen, alten Bibliotheken der Hochkulturen, die zerstört wurden, die Taliban, die Kulturschätze vernichteten – und nicht zuletzt manche Weltreligionen, die einst und mitunter auch heute – gegen Wissen vorgingen …. denn wie kannst du ein Volk besser unterdrücken, beherrschen und formen, als wenn du sie „dumm“ hältst.
Oder ein geschichtlich nicht so bekanntes Beispiel sind die „roten Khmer“, die nach dem Vietnamkrieg selbst jene, die nur eine Brille trugen, für Intellektuelle hielten und somit oft genug hinrichteten.
Wissen ist gefährlich!
Wissen ist Macht!
Die Feder ist mächtiger als das Schwert!
Wissen ist nicht gleich Wissen!
Oberflächliches Wissen, sich in Wissen verlieren oder tatsächliches Wissen, das einen passenden Mehrwert hat, das ist ähnlich wie: Welches Essen macht einfach nur satt und welches Essen gibt dir wirklich das was du an Komponenten brauchst?
Ich denke, wir sollten einfach jenen Völkern und Seelen wieder mehr zuhören, die noch ihre Verbindung zur Natur haben, wo der „moderne“ Mensch diese längst verloren hat.
Wir sollten der Natur zuhören. Einfach einmal den Fernseher ausschalten und uns in die Natur setzen. Wenn die Symphonie eines plätschernden Baches erklingt, das Säuseln der Blätter im Wind oder das Zwitschern der Vögel im Baumgeäst, dann sind wir dem tatsächlichen Wissen so viel näher, als wenn wir nur durch die Nachrichtenseiten scrollen, um zu erfahren, welcher Promi jetzt schon wieder was getan oder nicht getan hat.
ABER wir können auch einfach einmal ein Buch in die Hand nehmen und lesen, denn jeder Schreiberling ist doch auf seine Weise bemüht, eine Welt zu erschaffen und diese mit Leben zu erfüllen.
Odin hat es richtig gemacht, indem er bereit war auch einmal ein Opfer zu erbringen. Die wenigsten von uns werden sich jetzt an einen Baum hängen, um dort mehrere Tage zu verbringen, zumal für viele unter uns inzwischen ein Tag ohne Handy ohnehin ein schlimmeres „Opfer“ ist. Vielleicht ist es an der Zeit einmal die Götterwelten zu betrachten und ihr Verhalten heranzuziehen, damit wir uns selber an der Nase nehmen können. Götter sind – anders als die großen Ein-Gott-Religionen – menschlicher, mit Fehlern und Schwächen versehen, die sie den menschlichen Seelen doch etwas näher bringen können und somit verständlicher machen. Götter sind somit eher universell.
Vielleicht sucht der moderne Mensch das Wissen auch einfach nur an der falschen Stelle.
Inspiration für Figuren
Geh in die Natur und betrachte die darin zu findenden Pflanzen. Schau genauer hin. Vielleicht siehst du aus dem Augenwinkel heraus einen Schatten, einen Schemen oder etwas, das du auf die ein oder andere Weise als Naturwesen betrachten könntest.
(Und wenn du etwas wie die Schlümpfe siehst – wer weiß, vielleicht gibt es sie ja wirklich 😉 )
Such dir eine Stelle, wo ein Naturwesen sein könnte und halte inne. Welches Naturwesen ist es und was könnte ihren Alltag bestimmen? Daraus kannst du auch eine Geschichte erschaffen.
Lebenstipp:
Setz dich in ein Stück Natur, je ruhiger, umso besser, da Lärm oft sehr störend und ablenkend sein kann.
Setz dich, wenn du hast, auf ein Meditationskissen oder ähnliches und atme tief durch. Du kannst einfach nur meditieren – oder den Geräuschen zuhören.
… und dann stell dir im Geiste vor, wie du selbst deine geistigen Fühler ausstreckst, um die Welt um dich herum wahrzunehmen. Sie dich um mit geschlossenen Augen – aber mit offenem Herzen. Was genau nimmst du wahr? Wie fühlt sich die Wärme der Sonne an, wie der Lufthauch des Windes?
Probier es aus – vielleicht entdeckst du etwas, das dich überraschen könnte, aber ärger dich nicht, wenn es nicht sofort funktioniert, die meisten modernen Seelen sind darauf geeicht immer in Alarmbereitschaft zu sein – und genau das ist mitunter ziemlich hinderlich.
Futhark – Ansuz