Part 6 – die erhaltene Erleuchtung
Nehmen wir an, dein Charakter war sein Leben lang blind und nach einer Operation erhält er/sie/es das erste Mal im Leben die Möglichkeit zu sehen.
Oder der Charakter hält ein Buch in Händen, in dem etwas steht, das die Welt erschüttern könnte.
Viele streben im Leben nach Erkenntnissen, Erleuchtung oder suchen nach der Wahrheit. Haben sie sie gefunden, endet eine Geschichte zumeist. Doch spinnen wir einmal den Faden weiter.
Da hat diese Figur also gefunden, wonach er/sie/es so lange gesucht hat und hält Wissen in den Händen, das vielleicht seit Jahrtausenden verborgen war. Vielleicht kennst du den „Stein von Rosette“. Durch ihn ließen sich alte Schriftzeichen entziffern, deren Bedeutung über Jahrtausende vergessen waren. Nun hätte dieses Wissen geheim gehalten werden können, doch stattdessen drang es an die Öffentlichkeit.
Setzt du deinen Charakter vor eine ähnliche Situation, wie würde er/sie/es reagieren? Würde er/sie/es das Wissen für sich behalten oder es anderen zugänglich machen?
So ähnlich ist es mit Gründern von Gemeinschaften. Stell dir eine Figur vor, die mit göttlichen Erkenntnissen gesegnet ist und eine Gruppe an Interessierten um sich schart. Wie geht er mit diesem Wissen um? Nutzt er/sie/es zum Segen der Gruppe oder wird es eine neue, diktatorische Sekte?
Erkenntnisse und Einsichten zu haben ist eine wundervolle Sache – ABER – dieses neue Verständnis für andere zum Wohle zu nutzen … wäre deine Figur jetzt schon soweit oder müsste er/sie/es noch viel lernen? Nach einer Erkenntnis ist die Frage – wie geht es weiter?
Was soll der Charakter nun erkennen?
Wie soll er/sie/es mit diesen Kenntnissen umgehen? Wer derartiges Wissen erlangt, verliert sich vielleicht darin, nutzt die Macht, um sich selbst vorwärts zu puschen, aber andere bleiben dabei auf der Strecke.
Die Fragestellung ist hier – wie kann er/sie/es dieses Wissen zum Wohle einsetzen? Wissen bedeutet Macht – großes Wissen bedeutet große Macht.
Problemstellung:
Stell ein Kind in einen Süßigkeitenladen und sag, es darf damit machen was es will. Behält es die Süßigkeiten für sich oder teilt es sie mit anderen?
Diese Frage lässt sich leicht umlegen. Einsicht und Weisheit sind ein „Dreamteam“, um den Wert von Macht zu verstehen und diese auch positiv umzusetzen. Der Charakter muss teilen lernen!
Was ist die Lösung?
Viele suchen ihr Leben lang nach Erleuchtung – darum boomen Religionen auch vielfach. Sie liefern leicht verdauliche Ansichten, was ja nichts Schlechtes sein muss. Manchmal sind einfache Worte besser als die Dinge zu verkomplizieren.
Sinnvoll ist es beispielsweise einen Charakter eine Erleuchtung angedeihen zu lassen und diesen dann in eine Einöde oder in eine mehrtägige, spirituelle Erfahrungsreise zu schicken. Auf sich selbst besinnend, abseits von Trubel und Hektik anderer Menschen kann die Figur auf einer Seelenreise erkennen, wie dieses neue Wissen zum Wohle anstatt zum Schaden eingesetzt werden kann.
Für welche Art Geschichten könnte diese Suche sich gut eignen?
- Figuren, die eine Erleuchtung und/oder Vision haben
- Figuren in historischem Kontext, insbesondere zu Zeiten der Kreuzzüge oder der beginnenden Neuzeit – vielleicht auch in Zusammenhang mit der Inquisition
- Geschichten, die eine Seelenreise beinhalten (beispielsweise mit Initiationsriten)
Beispiele:
Welche Charaktere fallen dir ein, die einen solchen Weg bereits hinter sich haben oder in einer Geschichte damit feststecken?
Fragestellung:
Wie würdest du das „Dilemma“ lösen?